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Spielen wie Martin Kaymer

Die älteren Leser werden sich sicherlich noch erinnern: Martin Kaymer hatte mal eine ziemlich lange Formkrise. Da half auch kein gelungener Ryder-Cup-Putt des Mettmanners, um das Elend schönzureden. Ich kann seine Misere nun gut nachvollziehen. Auch mich hat die Formkrise ereilt.

Dabei fing das Jahr so schön an. Die Runden lagen größtenteils unter 90 Schläge – und das große Ziel „Breaking 80“ schien keine Unmöglichkeit mehr. Doch dann nahm das Elend seinen Lauf.

Zunächst verließen mich meine Hölzer. Ständig hookte ich die Bälle heftig ins Gehölz. Insbesondere auf Bahn Nummer 2 in meinem Klub kein Vergnügen. Dann versagte mein Driver. Und schließlich die Eisen. Alles ging nach links.  Zum Verzweifeln.

Bei meinem Ausflug zur republi:ca in Berlin spielte ich in Groß Kienitz. Dort gelang mir das Kunststück auf 18 Bahnen nur vier Mal auf dem Fairway zu liegen. Ansonsten  spielte ich mich von Rough zu Rough. Zwar mit einem anständigen Score, aber schön sah das nicht aus.

Heute nun der Offenbarungseid. Auf meinem Heimatkurs in Oldenburg ging nichts. Nach zwei Löchern hatte ich fünf Bälle verloren und musste beim Bauern nebenan für 50 Cent die Pille nachladen. Es war zum Heulen. Normalerweise bin ich recht entspannt beim Spiel, aber mehrfach wollte ich meinen Drivers zerbrechen.

Ich war ratlos und buchte im Gedanken schon die Trainerstunden.

Dann hatte ich an Bahn 9, 110 Meter vom Loch entfernt, eine Erscheinung. Ich erinnerte mich an meinen Trip nach Arizona und an mein Treffen mit Paul Trittler, damals Headpro im Grayhawk Golfclub in Scottsdale. Seine Schwungtipps hatten anno dazumal für eine sprunghafte Verbesserung meines Spiels gesorgt.

Ich versuchte eine Rückbesinnung auf die damalige Trainerstunde und merkte dabei, dass innerhalb  von zweieinhalb Jahren nichts mehr von Trittlers Komponenten in meinem Schwung übrig war.

Danach haute ich das Ding zwei Meter an die Fahne. Kein Hook. Zufall, dachte ich. Und wiederholte den Schwung. Wieder zwei Meter an die Fahne. An dieser Stelle konnte ich das erste Mal an diesem Morgen wieder lächeln.

Paul sagte damals: „Das funktioniert auch mit dem Driver.“ Ich war mir nicht sicher – und probierte es aus. Der Ball flog ohne Hook. Leider nicht ganz gerade. Dafür aber Carry über ein extrem nerviges Biotop, in dem ich sonst immer meine Bälle versenkte. Ich probierte einen zweiten Abschlag. 250 Meter Mitte Fairway.

Eigentlich wollte ich nach neun Löchern aufhören, aber ich hängte spontan noch fünf Löcher dran. Danach gab es Traumdrives, die für mich ungeahnte Längen hatten. Auch die Eisen funktionierten. Mit einem Draw. Ich spielte Bogey, Par, Par, Par, Bogey.

Ungefähr so muss sich Kaymer nach seinem Sieg bei der Players Championship gefühlt haben. Ok, vielleicht ein klein wenig besser. Aber nur ein klein wenig.

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