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Nike 20XI: Ballshit oder kein Ballshit?

Nike hat das Rad neu erfunden. Und ein Mittel gegen Krebs. Könnte man zumindest annehmen, wenn man sich das Feuerwerk an bedeutungschwangerer Werbung ansieht, dass die Produkteinführung (29. April) des neuen Balles “20XI” begleitet.

Tiger Woods und die anderen Vertragsspieler tragen ja schon seit geraumer Zeit den Namen der neuen Kugel auf ihren Kappen.  Auf der Homepage von Nike Golf wird natürlich noch einiges mehr aufgefahren. Dort läuft im Werbespot ein schwarzer Hengst (oder Stute, keine Ahnung) über den dunklen Golfplatz, macht die Fairways kaputt und sorgt für Überstunden des Greenkeepers. Außerdem erklären einem per Video die Nike-Golfstars, warum die Kugel von Rock Ishii (Nikes Balldesignguru) so unglaublich fantastisch ist.

Das Ei fliegt nämlich tierisch weit vom Abschlag und ums Grün herum lässt sich das Spielgerät ganz toll kontrollieren. Eindeutig Eigenschaften, von denen ich bislang noch nie auf einer Golfballpackung gelesen habe. Der neue Ball freut unter anderen ganz doll Michelle Wie, die sich so etwas doch glatt von Ishii San gewünscht hat. Tiger übrigens auch.

Wissenschaftlich lässt sich dieses Wunder der Technik natürlich auch erklären. Mit tollen Grafiken, technischen Zeichnungen und einem Gummikern, der nicht aus Gummi ist. Oder so. Eine Teflonpfanne ist auf jeden Fall ein Scheißdreck dagegen. Der Nobelpreis ist den Entwicklern sicher.

Was ich mich allerdings die ganze Zeit bei der gesamten Revolution des Golfsports frage ist, mit welcher Innovation uns Nike in 20XII beehrt?

Mein Highlight in diesem Nike-Spot ist übrigens Michelle Wies Wunschkonzert (ab 0:22 Min.) und Stewart Cinks Gesichtsausdruck während der Golfgeek ihm etwas vom Pferd, äh, Ball erzählt.

Werbung oder Artikel? Ausriss aus "Golf Journal" 4/11

Schleichender Verdacht

Beim Golf gibt es jede Menge Regeln, die es einzuhalten gilt. Und die meisten Golfer sind sehr darauf bedacht, diese auch zu befolgen. Wehe demjenigen, der sie bricht. Der Journalismus hat auch einige Regeln. Eine besagt, dass man redaktionelle Inhalte und Werbung strikt trennen muss. Komischerweise halten sich aber gerade die deutschen Golfzeitschriften nicht unbedingt an diesen Grundsatz.

Jüngstes Beispiel ist die aktuelle April-Ausgabe des “Golf Journal” aus dem Atlas Verlag. Gleich an mehreren Stellen kommt der Verdacht auf, dass hier nicht wirklich zwischen Anzeige und redaktionellem Text ein sauberer Strich gezogen wurde.

Werbung oder Artikel? Ausriss aus "Golf Journal" 4/11. Zum Vergrößern anklicken!
Werbung oder Artikel? Ausriss aus "Golf Journal" 4/11. Zum Vergrößern anklicken!

So findet sich in der Rubrik “Szene” auf Seite 105 ein Artikel über das Hartl Resort Bad Griesbach mit der Überschrift “Saisonstart im bayrischen Golfdorado”. Dieser trägt alle typischen Merkmale eines Advertorials, also eines gekauften Textes im redaktionellen Gewand. Das Logo des Resorts ist gut sichtbar platziert, die Hotelnamen werden völlig unüblich mit der Anzahl ihrer Sterne ausgeschrieben, der Sprachstil des Artikels ähnelt einer Werbebroschüre. Dazu finden sich detaillierte Informationen zu Preisen und Aktionen. Normalerweise müsste diese Seite mit dem gut sichtbaren Zusatz “Anzeige” versehen werden, doch diesen Hinweis sucht der Leser vergebens.

Noch merkwürdiger verhält es sich mit einem vierseitigen Artikel über den Laureus World Sports Award 2011. Einer der Hauptsponsoren dieser Veranstaltung ist der Autohersteller Mercedes-Benz, der auch in dem Text von Philipp von Schönborn noch einmal in einem Infokasten eine besondere Behandlung erfährt. Dort wird in allerfeinster Marketingsprache (die Hälfte des Ergusses stammt schließlich aus der offiziellen Pressemitteilung des Automobilherstellers) das Engagement des Unternehmens im Golfsport erklärt. Der Verdacht liegt sehr nahe, dass diese Hofberichterstattung mit einer doppelseitigen Anzeige von Mercedes-Benz auf den Seiten 86/87 zusammenhängt.

Mercedes-Benz ist toll. Ausriss aus "Golf Journal" 4/11. Zum Vergrößern anklicken!
Mercedes-Benz ist toll. Ausriss aus "Golf Journal" 4/11. Zum Vergrößern anklicken!

Die Firma Titleist schaltete ebenfalls für den Monat April eine doppelseitige Anzeige im “Golf Journal” und bewirbt dort ihre neuen Bälle Pro V1 und Pro V1x. Ausgerechnet diese werden dann in einem einseitigen Testbericht euphorisch abgefeiert. Es bedarf keines Schelmes, dabei etwas Böses zu denken.

Das “Golfmagazin” aus dem Jahr Top Special Verlag macht es auf dem ersten Blick besser als die Konkurrenz. Advertorials wie der “Golf Fee Card Newsletter” (S. 115 – 120) oder über das “Drei Thermen Golfresort Bad Bellingen” (S.110 – 111) sind als Anzeige gekennzeichnet. Doch auf dem zweiten Blick sieht auch bei dem Hamburger Magazin nicht alles ganz sauber aus.

So wird in einem langen Artikel über die Preisverleihung des “Golfmagazin Award 2011″ berichtet (wer einen Eindruck von dieser grandiosen Feier erhaschen möchte, dem sei dieses Video empfohlen). Angeblich haben 2000 Leser und User darüber abgestimmt, wer in den jeweiligen Kategorien gewinnt. Da ist es schon ein irrer Zufall, dass die Auszeichnungen relativ gerecht auf die unterschiedlichen Sportartikler beziehungsweise Anzeigenkunden verteilt werden. Es entsteht ein Geschmäckle. Auch weil sich der Preisträger Golfregion Algarve (zum vierten Mal in Folge Award-Gewinner) mit einer doppelseitigen Anzeige im Heft für die Auszeichnung bedankt.

Lustigerweise ist eine längere Reisegeschichte des “Golfmagazins” dann auch dem Thema Portugal gewidmet. Gleich daneben findet sich unter “Reise News” ein kleiner Ausflugstipp fürs Wochenende in das A-Rosa-Hotel Travemünde. A-Rosa gewann übrigens in diesem Jahr den Award für das beste Sporthotel – und bedankte sich ebenfalls mit einer schicken Anzeige.

Kritisch zu betrachten sind auch “Die PGA-Seiten”. Hier präsentiert sich regelmäßig auf zwei Seiten der Dachverband der deutschen Golfprofessionals – und darf seine Nachrichten verbreiten. Diese klingen allerdings stellenweise wie reine Werbung für den eingetragenen Verein. In wie weit das “Golfmagazin” von der PGA of Germany dafür Geld erhält ist nicht klar. Unbestritten ist jedoch, dass Mitglieder des Verbandes automatisch ein Abo des Heftes beziehen.

Vor mehreren Jahren veröffentlichte die PGA of Germany übrigens in “Golf spielen”, einer Beilage der “Süddeutschen Zeitung”, ebenfalls regelmäßig ihre Verbandsnachrichten. Unter anderem wurde eine Pressemitteilung der PGA von der Redaktion unbearbeitet abgedruckt. Zeitgleich schrieb die Journalistenikone Hans Leyendecker auf der Medienseite der “Süddeutschen” über die Verquickung von Werbung und redaktionellen Texten. Als man ihn darauf aufmerksam machte, dass er vielleicht mal im eigenen Verlagshaus nachschauen sollte, versprach er dieses zu tun. In der darauffolgenden Ausgabe von “golf spielen” prangte über den Seiten der PGA ein kleiner Hinweis: “Anzeige”.

david-feherty

Guck mal, wer da spricht

David Feherty ist wahrscheinlich der beste Golfkommentator der Welt beziehungsweise des Universums. Zumindest ist der Nordire der witzigste seiner Zunft (auch wenn er sich beim Masters in einem Akt freiwilliger Selbstkontrolle ein wenig zurückhielt). Leider gibt es so einen nicht in Deutsch.

 Jahrelang litt Feherty unter starken Despressionen und Alkoholismus, inzwischen hat er sich gefangen. Unter anderem  macht das Lästermaul Werbung für Cobra Golf. In dieser Funktion hat er einige verdammt komische Spots produziert. Auch das jüngste Filmchen (siehe unten) mit Feherty ist durchaus sehenswert. Der 52-Jährige lauert armen Amateurgolfern am Abschlag auf und kommentiert deren Golfspiel. Keine neue Idee, aber immer wieder gut.

Anbei  noch ein herrliches Radiointerview mit Feherty zum Finaltag des Masters. Großartig!

Der neue Cobra-Spot mit Feherty: