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Ein offener Brief an Sky

Liebe Programmverantwortlichen von Sky,

warum schreibe ich einen offenen Brief? Weil ich die Befürchtung habe, dass sonst das Schreiben einfach so in der Versenkung verschwindet. Und weil ich hoffe, dass vielleicht noch ein paar Leute diesen Brief lesen, die ähnlich denken.

Martin Kaymer hat nach dem Ryder Cup eure Golfberichterstattung gerügt. Der Kommentar von Carlo Knauss war ihm nicht emotional genug. “Wenn man einen der größten Sport-Events so kommentiert, finde ich das lächerlich”, sagte Kaymer in einer Pressekonferenz. “Ich war nahe dran, sie anzurufen und zu fragen, was los ist.”

Die Kritik hat euch erreicht. Ihr habt geantwortet.

“Um ganz ehrlich zu sein, ist uns bislang das übergroße Interesse von Martin Kaymer an der deutschen Golf-Berichterstattung noch gar nicht aufgefallen”, lässt euer Pressesprecher launig verlauten. Am Kommentar gibt es aber nach eurer Auffassung nicht zu mäkeln. Mangelnde Emotionen seien das Produkt einer ausgewogenen journalistischen Berichterstattung.

Einen Lösungsvorschlag für interessantere Übertragungen hat euer Sprecher auch parat:  “Wir würden uns über einen sogenannten Media-Day mit einigen Top-Spielern zu Beginn der Saison freuen. Dabei könnten Interviews und sogenannte Aufsager für Programm-Trailer aufgezeichnet werden, die während der gesamten Saison gesendet werden könnten.”

Erst habe ich Tränen gelacht als ich diese Aussagen gelesen habe, dann habe ich mich unendlich geärgert. Über eure Arroganz. Eure Unverfrorenheit. Eure Selbstwahrnehmung.

Seit Jahren wird eure Golfberichterstattung beziehungsweise deren deutscher Kommentar kritisiert. Und zwar nicht von einer Handvoll Nörgler, sondern von einer Vielzahl eurer Abonnenten – der zahlenden Kundschaft. Darauf gab es meines Wissens keine Resonanz.

Carlo Knauss berichtet emotionslos. Seine Kommentare sind langweilig. Sie wiederholen sich. Er vermittelt keine Hintergründe, stattdessen werden Phrasen gefolgt von langen Pausen serviert. Mit journalistischer Ausgewogenheit hat dies nichts zu tun. Es fehlt ihm schlichtweg das Talent und das Handwerk für den Job.

Irek Myskow hat ähnliche Probleme. Allerdings sind seine Phrasen noch hohler und voller schiefer Bilder. Wie es um seine journalistische Ausgewogenheit bestellt ist, ist eine schwierige Frage. Myskow war Spielerbetreuer auf der Tour, stand auf der Lohnliste von Taylormade. Inwiefern er diese Tätigkeiten noch immer ausübt, ist mir nicht bekannt. Sein Kommentar lässt aber häufig an seiner Unabhängigkeit zweifeln.

Inwieweit im Vorfeld aufgezeichnete Aufsager und Interviews mit Top-Spielern die Programmqualität verbessern sollen, ist mir ein Rätsel. Diese hätten sich wahrscheinlich spätestens nach zwei Turnieren versendet. Danach wären sie nur noch eine ewige Wiederholung. Genau wie der Schüco-Spot. Genau wie die Rolex-Tipps (journalistisch ausgewogen kommentiert von Carlo Knauss). Genau wie der Audi-Spot. Genau wie die Phrasen eurer Kommentatoren.

Natürlich habe auch ich Vorschläge für eine Verbesserung eurer Golfübertragungen. Der erste Ratschlag ist ganz einfach: Sucht euch neue Kommentatoren, die Schlagfertigkeit mit Fachwissen verbinden und lasst sie als Team ans Mikrofon. Ich möchte endlich ein paar junge und engagierte Golfexperten mit Leidenschaft hören.

Ist das zu viel verlangt? Ich denke nicht. Wer denkt ähnlich?

Mit freundlichen Grüßen

Euer Abonnent Denis Krick