Warten auf Zlatan ODER Der biblische Kampf des D(avid)G(oliath)V

ragnarökOk , wahrscheinlich habe ich golf.de in meinem letzten Blogpost Unrecht getan. Dort prangerte ich im Zusammenhang mit dem unsäglichen Interview mit DGV-Präsident HJ Nothelfer noch schlechten Journalismus an. Nach der Lektüre des golf.de-Interviews mit Marcus Neumann, Geschäftsführer Sport beim DGV, nehme ich aber diesen Vorwurf zurück.

Für mich steht ab sofort fest: golf.de ist der wichtigste Whistleblower in der deutschen Golfszene.  Das Nachrichtenportal dokumentiert schonungslos das Grauen in den oberen Etagen des DGV. Unbewusst, aber immerhin.

Auch Marcus Neumann haut im golf.de-Interview einige Kracher raus, die man einfach nicht unkommentiert lassen kann. Thema des Gesprächs mit der investigativen Reporterin Petra Himmel war natürlich das Nachwuchssystem des DGV und die Jugendförderung.

Genau wie Nothelfer bemängelte auch Neumann die miese Demographie des Landes. Für ihn ist die zunehmende Vergreisung der Republik der größte Feind und der eigentliche Grund des Nachwuchsproblems. Dazu kommt natürlich die Schule, die den lieben Kleinen einfach keine Zeit für Golf lässt. So einfach ist das.

Kinder machen nämlich einfach keinen Sport mehr – und deshalb könnte es „also sein, dass wir hier als DGV wie David gegen Goliath kämpfen“, sagt Neumann. „Ich will unsere Zahlen (Neumann meint die 48.000 Jugendlichen im DGV) auch gar nicht schön reden, aber bei den Faktoren, die gegen uns stehen, sind sie vielleicht gar nicht so schlecht.“

David gegen Goliath. Alles klar. Lieber Herr Neumann, nur weil das Projekt „Abschlag Schule“ ein ziemlicher Rohrkrepierer war, ist der Kampf an der Jugendfront nicht verloren. Und deshalb wieder mein Tipp an den DGV:  An die Kinder kommt man über die Eltern ran. Spielen Papa und/oder Mama, dann taucht mit Sicherheit auch der Nachwuchs irgendwann auf dem Platz auf. In diese Richtung müssen Konzepte entwickelt und massiv finanziell gefördert werden. Das Geld dafür nimmt man dann einfach von der Vereinigung clubfreier Golfer, die ja auch schon „Abschlag  Schule“ zu großen Teilen bezahlen durfte.

Neumann hat aber noch eine andere Bombenerklärung für die mangelhafte deutsche Profilandschaft. „Es ist sicherlich nicht nur die fehlende Masse. Sondern es geht auch um das golferische Grundgerüst der Leute, die Pro werden“, sagt der DGV-Geschäftsführer. Seiner Meinung nach trainieren die Jungs und Mädels als Teenies nicht genug, um später als Erwachsene etwas zu reißen.

Mit Verlaub: Bullshit. Teenager sind Teenager. Egal ob in Deutschland, USA, Schweden, England oder Italien. Auch dort wird mit Sicherheit nicht mehr in den klassischen Pflegeljahren trainiert.

Neumann weiß allerdings, welche Kids noch hungrig auf Erfolg sind und den deutschen Golfsport im Profilager noch nach vorne bringen können. „Wir könnten natürlich darüber diskutieren, ob wir nicht gerade mit dem Leistungssportgedanken im Bereich der Migranten ansetzen könnten, weil dieser dort traditionell sehr stark verankert ist“, sagt der DGV-Mann.

(Ironie an) Ja, genau. Ich sehe bei mir im Club ständig diese vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die sich auf der Suche nach einem besseren Leben auf den Golfplatz verirrt haben.  Dann warten wir doch einfach auf den ersten deutschen Zlatan Ibrahimovic des Golfsports.  (Ironie aus) Sorry, Herr Neumann, aber auch diese Kinder müssen erst einmal in die Clubs kommen – auch hier führt nur der Weg über die Eltern.

Und woher stammt eigentlich die Erkenntnis, das Migrantenkinder viel hungriger auf Erfolg sind? Das klingt doch sehr nach einem Vorurteil.

Neumann muss als DGV-Geschäftsführer Sport natürlich auch seine Kaderteams anpreisen. Tut er dann auch. Das Thema „College-Besuche in den USA und die damit verbundene Wettkampfpraxis als Lösungsansatz für so manches Problem hierzulande“ werden ausgeklammert.

Zum Abschluss  möchte ich dann aber dann doch noch meine Lieblingsfrage samt der erhellenden Antwort zitieren:

PH: „Gab es denn im vergangenen Jahr Kontakt zu Marcel Siem oder Martin Kaymer?“
MN: „Es sind Kontakte da, völlig lose. Es ist nicht so, dass sie mit uns trainieren würden. Diese Elite-Team-Spieler sind vor allem unsere Vorbilder.“

So, so. Frei nach Cheech & Chong: Viel Rauch um nichts.

Ich bitte auch hier wieder jeden Golfer sich das golf.de-Interview genau durchzulesen. Es lohnt sich.

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