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Martin Kaymer im Rausch des Interviews

Profisportler (und andere Berühmtheiten) beschweren sich recht häufig über die ewig gleichen Fragen, die ihnen diese lästigen Journalisten stellen. Martin Kaymer umgeht ja inzwischen dieses Problem, indem er sich von seinem Management interviewen lässt.

Der Mettmanner durfte sich allerdings nun selbst in der hohen Kunst des Interviews versuchen. Im aktuellen Magazin der “Süddeutschen Zeitung” stellte er als einer von 45 Promis unserem Fußball-Bundestrainer Jogi Löw eine Frage, die ihm unter den Nägeln brannte. Weiterlesen

Warten auf Zlatan ODER Der biblische Kampf des D(avid)G(oliath)V

ragnarökOk , wahrscheinlich habe ich golf.de in meinem letzten Blogpost Unrecht getan. Dort prangerte ich im Zusammenhang mit dem unsäglichen Interview mit DGV-Präsident HJ Nothelfer noch schlechten Journalismus an. Nach der Lektüre des golf.de-Interviews mit Marcus Neumann, Geschäftsführer Sport beim DGV, nehme ich aber diesen Vorwurf zurück.

Für mich steht ab sofort fest: golf.de ist der wichtigste Whistleblower in der deutschen Golfszene.  Das Nachrichtenportal dokumentiert schonungslos das Grauen in den oberen Etagen des DGV. Unbewusst, aber immerhin. Weiterlesen

Olympische Gedanken: Im DGVeuer der Eitelkeiten

Beim 94. Ordentlichen Verbandstag des Deutschen Golf Verbands wurde den Anwesenden doch tatsächlich eine echte olympische Goldmedaille gezeigt. Glaubt man dem DGV-Sprachrohr golf.de, dann erntete der Bobfahrer André Lange hierfür “ein respektvolles Raunen vom Saal”. Die Vision Gold sei angesichts des Edelmetalls greifbarer geworden, heißt es.

Doch was ist eigentlich diese Vison Gold? Sie ist vor allem Blendwerk.

Medaillen möchte man bei den Olympischen Spielen 2016 in Rio de Janeiro gewinnen und die DGV-Granden entwickeln dafür einen nationalen Ehrgeiz chinesischen Ausmaßes. Da werden Elite-, National- und Junior-Teams für Germany, äh, Deutschland aufgestellt und eine neue Golf Liga ins Leben gerufen.

DGV-Präsident Hans Joachim Nothelfer spricht von einem neuen Zeitalter im deutschen Golfsport, weil Profis und Amateure in gemeinsamen Teams spielen.

Klingt ja eigentlich gut, ist aber ziemlicher Mumpitz. Denn die Qualifikation für Olympia erfolgt über die Weltrangliste der Profis – deshalb stehen zurzeit auch nur Berufsspieler (Siem, Gal, Kaymer, Masson) im vierköpfigen Elite Team, das 2016 nach Rio fahren darf. Und daran wird sich meiner Meinung auch nichts ändern.

Natürlich wird argumentiert, dass die neue und viel intensivere Förderung der großen deutschen Talente den Übergang von Amateur zu Profi erleichtert. Es werden laut Pressemitteilung ” die Besten der Besten in das System” integriert. Eliten braucht das Land.

Das sind tolle Töne, die da von Seiten des DGV gespuckt werden. Damit würde sich nämlich ein kleiner Sinneswandel innerhalb des Verbands abzeichnen. Dieser war bislang eher dafür bekannt, seine Amateure häufig fallen zu lassen, sobald sie den Schritt in den Berufssport wagen. Und wenn man manchen Erzählungen glauben mag, dann wurde jungen Athleten mit solchen Flausen von Seiten der ambitionierten Funktionäre auch gerne die Pistole auf die Brust gesetzt.

Fakt ist, dass Amateurspieler der hiesigen Topclubs häufiger in Fünfsterne-Hotels absteigen als Rookies auf der Tour. Die Förderung junger Talente endete in Deutschland meist, wenn sie in die harte Berufswelt des Profigolfs eintauchten. Für die Clubs und den DGV hatten sie in diesem Moment ihre Schuldigkeit getan. Das sind zumindest die Geschichten, die ich in letzter Zeit wieder gehört habe.

Eine entscheidende Frage ist: Was möchte der DGV mit seiner neuen Qualitätsoffensive erreichen? Gold, Silber und Bronze. Klar. Und was noch? Etwa einen deutschen Golfboom? Ich hoffe nicht, denn das wird auch mit einem Platz auf dem Treppchen nicht passieren.

Man muss kein Prophet sein: Es wird keine Live-Übertragungen im deutschen Free-TV von den Turnierrunden geben. Im besten Fall werden wir nur eine Siegerehrung sehen. Die Öffentlichkeitswirkung auf die dem Golf bislang nicht zugeneigte Republik geht gegen Null.

Und werden die Kinder in Zukunft mehr Gas geben, um besser Golf zu spielen? Wohl kaum. Es wird immer reizvoller sein, als Profi Majors zu gewinnen. Davon werden sie träumen. Eine Olympia-Medaille wird – bei erfolgreicher Karriere – nur ein schickes Anhängsel für die Sammlung sein (siehe die Trophäenschränke der US-amerikanischen NBA-Spieler).

In meinen Augen ist die Vision beziehungsweise Gier nach Gold nur den Eitelkeiten der Verbandsoberen mit ihrer unterschiedlichen Interessen geschuldet. Man möchte sich im Erfolg sonnen und sich diesen dann wohlmöglich auch noch selbst zuschreiben.

Ich freue mich jetzt schon, wenn Eicko Schulz-Hanßen, DGV-Vizepräsident und hauptberuflicher Geschäftsführer des Golfclub St. Leon-Rot, bei einem Olympiatriumph stolz auf das 2012 in Betrieb genommene DGV-Leistungszentrum in dem von ihm gemanagten Club hinweist. Allerdings wird die Doppelspitze dann wohl aber die Geschichte vergessen zu erzählen, als er einen St-Leon-Rot-Spieler für einige Zeit vom Mannschaftsbetrieb ausschloss, weil dieser direkt im Anschluss an einen DGV-Lehrgang mit einem Deutschland-Bag und nicht mit dem Club-Bag auf die Driving Range kam. Man muss halt Prioritäten setzen.

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Kaymer geht auf die PGA Tour – eine Mettmännchenrechnung

Martin Kaymer hat sich entschieden: 2013 möchte der Mettmanner Mitglied der US-amerikanischen PGA Tour sein.  Dieses sei „eine große Herausforderung und der nächste logische Schritt in meiner Karriereplanung, auf den ich mich nun sehr freue und auch bereit fühle. Ich spiele sehr gerne auf der European Tour und bin froh, dass der Turnierkalender mir diese Möglichkeit in der kommenden Saison eröffnet“, lässt Kaymer auf seiner offiziellen Homepage schreiben.

Petra Himmel hat auf golf.de dann auch schon mal gleich orakelt, welche Turniere unser Martin spielen wird:  „Nachdem die World Golf Championships und alle vier Majors ohnehin für beide Touren zählen, die European Tour aber über eine Lockerung ihrer Bestimmungen nachdenkt, könnte Kaymer dann ab Oktober wieder bei den großen und preisgeldstarken Turnieren der European Tour in Asien einsteigen, bevor es zum Saisonfinale in Dubai kommt. … Die BMW International Open ist für den BMW-Partner Kaymer Pflicht, auch die British Open steht alljährlich auf dem Turnierkalender. Ansonsten dürften aber nur die Turniere in den Emiraten zu Beginn der Saison als Fixpunkt gelten.

Ich denke, so einfach wird das nicht. Die Mitglieder der PGA Tour haben nämlich einige Verpflichtungen gegenüber der US-Turnierserie. Eine ist, dass diese nicht einfach irgendwo auf der Welt spielen dürfen, wenn gleichzeitig ein PGA-Tour-Event ansteht.

Hier mal ein kleiner Auszug aus dem Regelwerk der PGA Tour:

Obligations of PGA TOUR Members
To contribute to the success of a PGA TOUR tournament or event and to permit PGA TOUR to fulfill its contractual obligations concerning
representative fields, no PGA TOUR member shall participate in any other golf tournament or event on a date when a PGA TOUR (Regular TOUR)
cosponsored tournament or event for which such member is exempt is scheduled, except for the following tournaments or events:

a. A tournament or event for which a member obtains an advance written release for his participation from the Commissioner (See Guidelines for Conflicting Event Release set forth below); Note: No conflicting event releases will be approved for tournaments held in North America.

(Die Punkte c und d können wir hier mal getrost weglassen…)

d. Golf tournaments on the home circuit of a foreign player who is a PGA TOUR member.

Wichtig ist Punkt d. Der sogenannte “home circuit” ist in Kaymers Fall Europa. Und zwar das geografische Europa (Nachtrag: inklusive Tunesien & Marroko – keine Ahnung warum). Dem deutschen Pro wird es erlaubt sein, dort drei Turniere während der kommenden Saison zu spielen, die zeitgleich mit Turnieren der PGA Tour stattfinden. Sollte er an mehr als 20 Events auf US-Boden teilnehmen (was wohl nicht der Fall sein wird), darf er noch ein paar mehr in der Heimat besuchen. Für alles andere braucht er die ausdrückliche Genehmigung von PGA-Tour-Commissioner Tim Finchem.

Sprich:  Kaymer darf schon mal mit dem Bittbriefeschreiben anfangen. Für den Golfswing (Abu Dhabi, Qatar, Dubai), der bekanntermaßen in Asien beheimatet ist, benötigt er die persönliche Erlaubnis von Finchem.  Gleiches gilt für das Malaysian Bank Open, das mit schönen Antrittsprämien lockt, und natürlich für das Saisonfinale der European Tour in Dubai.

Zumindest zwei der drei Turniere auf europäischem Boden, die Kaymer ohne Veto von Finchem spielen darf, sind vorhersehbar: die BMW PGA Championship in Wentworth und das BMW International Open in München. Ob Kaymer dann auch noch für seinen Sponsor in Italien beim BMW Italian Open aufteen muss, möchte ich nicht beschwören. Sollte er sich nämlich noch auf das British Open bei den Scotish Open vorbereiten wollen, wird es schon wieder eng mit dem unentschuldigten Fehlen auf der PGA Tour.

Wer außerdem glaubt, dass Tim Finchem mit Freude kleine Freibriefchen an weltreisende PGA-Tourspieler verteilt, der irrt. Der Commissioner steht in der Pflicht. Finchem muss den TV-Stationen und Turniersponsoren genügend Stars liefern – und hat deshalb kein Interesse daran, dass seine Spieler ständig auf anderen Hochzeiten tanzen. Ob es deshalb für Kaymer Extrawürste von Finchem geben wird, ist fraglich.

Auf den Deutschen scheint derweil keiner auf der PGA Tour gewartet zu haben. Weder golfdigest.com, golf.com oder golfchannel.com ist der Wechsel eine Meldung wert.

Auf der PGA Tour wird Kaymer nur noch einer von vielen sein. Zu den Stars gehört er nicht, dafür sind seine Leistungen zu schlecht. Nicht einmal der Major-Erfolg oder ein Ryder-Cup-Putt können daran etwas ändern. Langer ist drüben eine Legende, Kaymer nur ein zweiter Ben Curtis.

Über Kaymers Beweggründe, jetzt über den großen Teich zu wechseln, kann man nur rätseln. Sportlich wird er es dort schwerer haben. Manch einer munkelt, dass der Mettmanner den US-amerikanischen Markt für sich erobern möchte. Dumm nur, dass alle, die sich noch für ihn interessieren, in Deutschland sitzen.

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Ein offener Brief an Sky

Liebe Programmverantwortlichen von Sky,

warum schreibe ich einen offenen Brief? Weil ich die Befürchtung habe, dass sonst das Schreiben einfach so in der Versenkung verschwindet. Und weil ich hoffe, dass vielleicht noch ein paar Leute diesen Brief lesen, die ähnlich denken.

Martin Kaymer hat nach dem Ryder Cup eure Golfberichterstattung gerügt. Der Kommentar von Carlo Knauss war ihm nicht emotional genug. “Wenn man einen der größten Sport-Events so kommentiert, finde ich das lächerlich”, sagte Kaymer in einer Pressekonferenz. “Ich war nahe dran, sie anzurufen und zu fragen, was los ist.”

Die Kritik hat euch erreicht. Ihr habt geantwortet.

“Um ganz ehrlich zu sein, ist uns bislang das übergroße Interesse von Martin Kaymer an der deutschen Golf-Berichterstattung noch gar nicht aufgefallen”, lässt euer Pressesprecher launig verlauten. Am Kommentar gibt es aber nach eurer Auffassung nicht zu mäkeln. Mangelnde Emotionen seien das Produkt einer ausgewogenen journalistischen Berichterstattung.

Einen Lösungsvorschlag für interessantere Übertragungen hat euer Sprecher auch parat:  “Wir würden uns über einen sogenannten Media-Day mit einigen Top-Spielern zu Beginn der Saison freuen. Dabei könnten Interviews und sogenannte Aufsager für Programm-Trailer aufgezeichnet werden, die während der gesamten Saison gesendet werden könnten.”

Erst habe ich Tränen gelacht als ich diese Aussagen gelesen habe, dann habe ich mich unendlich geärgert. Über eure Arroganz. Eure Unverfrorenheit. Eure Selbstwahrnehmung.

Seit Jahren wird eure Golfberichterstattung beziehungsweise deren deutscher Kommentar kritisiert. Und zwar nicht von einer Handvoll Nörgler, sondern von einer Vielzahl eurer Abonnenten – der zahlenden Kundschaft. Darauf gab es meines Wissens keine Resonanz.

Carlo Knauss berichtet emotionslos. Seine Kommentare sind langweilig. Sie wiederholen sich. Er vermittelt keine Hintergründe, stattdessen werden Phrasen gefolgt von langen Pausen serviert. Mit journalistischer Ausgewogenheit hat dies nichts zu tun. Es fehlt ihm schlichtweg das Talent und das Handwerk für den Job.

Irek Myskow hat ähnliche Probleme. Allerdings sind seine Phrasen noch hohler und voller schiefer Bilder. Wie es um seine journalistische Ausgewogenheit bestellt ist, ist eine schwierige Frage. Myskow war Spielerbetreuer auf der Tour, stand auf der Lohnliste von Taylormade. Inwiefern er diese Tätigkeiten noch immer ausübt, ist mir nicht bekannt. Sein Kommentar lässt aber häufig an seiner Unabhängigkeit zweifeln.

Inwieweit im Vorfeld aufgezeichnete Aufsager und Interviews mit Top-Spielern die Programmqualität verbessern sollen, ist mir ein Rätsel. Diese hätten sich wahrscheinlich spätestens nach zwei Turnieren versendet. Danach wären sie nur noch eine ewige Wiederholung. Genau wie der Schüco-Spot. Genau wie die Rolex-Tipps (journalistisch ausgewogen kommentiert von Carlo Knauss). Genau wie der Audi-Spot. Genau wie die Phrasen eurer Kommentatoren.

Natürlich habe auch ich Vorschläge für eine Verbesserung eurer Golfübertragungen. Der erste Ratschlag ist ganz einfach: Sucht euch neue Kommentatoren, die Schlagfertigkeit mit Fachwissen verbinden und lasst sie als Team ans Mikrofon. Ich möchte endlich ein paar junge und engagierte Golfexperten mit Leidenschaft hören.

Ist das zu viel verlangt? Ich denke nicht. Wer denkt ähnlich?

Mit freundlichen Grüßen

Euer Abonnent Denis Krick

Schüco: Ist die große Party bald vorbei?

Henrik Stenson, Bubba Watson, Dustin Johnson, Ian Poulter, Geoff Ogilvy, Álvaro Quirós, Colin Montgomery, Miguel Ángel Jiménez, Grégory Havret, Edoardo Molinari, Wenchong Liang, Peter Hanson, Maximilian Kieffer und natürlich Bernhard Langer sowie Martin Kaymer – das sind die Namen der offiziellen Markenbotschafter von Schüco. Sage und schreibe 15 Golfprofis hat der Fenster- und Solartechnikhersteller unter Vertrag. Die meisten von ihnen sind große Namen und die Verpflichtung ebendieser war mit Sicherheit nicht gerade günstig.

Wer allerdings nach den Kosten der privaten Sportförderung fragte, der bekam bislang recht kryptische Antworten wie “Es ist billiger als die Formel-1″. Da Red Bull angeblich 90 Millionen Euro pro Saison ins eigene Renn-Team pumpt, kann das natürlich gut sein.

Schüco ist mit großem Aufwand in kurzer Zeit zu einer bekannten Marke im Golfsport geworden. Zumindest in Deutschland. Sky-Abonnenten können davon ein trauriges Lied singen, denn das Unternehmen “päsentiert” unter anderem als Marketingmaßnahme die Golf-Übertragungen des Pay-TV-Senders. Der Schüco-Fernsehspot wird dort qualvoll häufig gezeigt. Auch das kostet mit Sicherheit gutes Geld – obwohl die Reichweite von Sky sehr überschaubar ist.

Kein Schnäppchen sind die Schüco Open, das große Einladungsturnier des Unternehmens. Klar, die Profis haben die Teilnahme in ihren Verträgen wohl festgeschrieben, aber das Event ist deshalb nicht umsonst. Nicht nur die eigentliche Veranstaltung, auch die damit verbundenen Anzeigen (die reichlich unter die Verlage gebracht werden)  und die Logistik gehen ins Geld. Hinzu kommt noch die Partnerschaft mit dem Deutschen Golf Verband, die es wohl kaum zum Nulltarif gibt.

Zu verdanken ist das finanzstarke Engagement im Golfsport einem Mann bei Schüco: Dirk U. Hindrichs. Der geschäftsführende Gesellschafter ist ein passionierter Golfspieler und hat anscheinend mit Freuden vor Jahren damit begonnen, das Hobby mit dem Beruf zu verbinden. Im Juni 2012 wurde der große Zampano ruckzuck ohne Vorwarnung gefeuert. Sein Nachfolger ist Dr. Hinrich Mählmann, der den Kurs des Unternehmens jetzt aus Bielefeld bestimmt. Eine schnelle Google-Suche mit dem Namen des neuen Kapitäns ergab weder ein Handicap, noch irgendeine andere Art von Verbindung zum Golfsport.

Angeblich hatte Schüco zuletzt mit starken Umsatzeinbrüchen bei der Solartechnik zu kämpfen. Sparen ist also angesagt. Und wo fängt man da am besten an? Richtig, beim Golf.

Ich bin gespannt, ob die bestehenden Verträge mit den Golfstars  noch einmal verlängert werden und ob die Schüco Open weiterhin in dieser überdimensionierten Form in den kommenden Jahren stattfinden. Vielleicht reduziert man auch die Anzahl der Werbespots im TV. Über letzteres würden sich zumindest Sky-Abonnenten sehr freuen.

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Warum Martin Kaymer eine Enttäuschung ist

“There’s been a lot of talking about expectations lately. Expectations of what we should be able to do, to win. People are expecting, people are expecting quite a bit.” – Coach Taylor in  der TV-Serie “Friday Night Lights”

Martin Kaymer ist bei den US Open im Olympic Club auf dem geteilten 15. Platz gelandet. Es war mit Sicherheit mehr drin. Es war mir allerdings auch egal. Selbst wenn er den Cut verpasst hätte. Mehr als ein Schulterzucken wäre mir das nicht wert gewesen. Bei dem vergangenen Major-Turnier ist mir zum ersten Mal bewusst geworden, wie wenig mir das Spiel des derzeit besten deutschen Profigolfers noch bedeutet.

Andere Golfer liegen mir mittlerweile mehr am Herzen. Fred Couples ist so einer. Genau wie Keegan Bradley oder Luke Donald.  Kaymer löst bei mir kaum Emotionen aus. Von Mitfiebern keine Spur. Doch woran liegt das? Was ist passiert? Wenn ich mir alte Texte meinerseits anschaue, die den Mettmanner zum Thema haben, dann ist da zwischen den Zeilen meine Begeisterung für den Mann spürbar – sei es nun das PLOCK!-Porträt 2006 oder ein PDF aus FOREMENblog-Zeiten 2007. Damals glaubte ich noch an Kaymer. Und wenn ich mir das mal auf die Fahne krickeln darf -  als einer der wenigen Golfschreiber.  Ich hatte große Erwartungen. Genau da liegt der Ball im Bunker begraben.

Kaymer hat meine Erwartungen nicht erfüllt. Dabei ging es mir nicht um grandiose Siege oder eine Spitzenposition in der Weltrangliste. Nein, das hat er alles geschafft. Aber das war weder eine Überraschung für mich, noch war es das, was ich mir von ihm gewünscht habe.  Ich erwartete etwas anderes von Kaymer: Dass er Golf in Deutschland populär macht. Dass er den Golfsport einen Schub in unserem Land gibt. Dass er Golf verändert und das gemeine Volk plötzlich anfängt, die Schläger zu schwingen. Er hat es nicht getan. Und er wird es auch nicht mehr schaffen. Warum eigentlich?

In meinen Augen gibt es zwei sehr einfache Gründe, die es verhindert haben, das Kaymer in irgendeiner Weise in Deutschland die öffentliche Wahrnehmung des Golfsports zum Positiven beeinflusst hat – die Pressearbeit und die Auswahl der Werbepartner.

Seien wir doch mal ehrlich:  Boss, BMW, Rolex, Taylormade und selbst Schüco sind zwar bekannte, starke und solvente Marken, aber sie bedienen entweder herrlich das Klischee des reichen Golfers oder sind so sexy wie die schrumpelige Kräuterhexe. Kaymers Management hat es nicht geschafft, jenseits der klassischen Golf-affinen Unternehmen auch nur irgendwas zu reißen. Erschwerend kommt noch dazu, dass die zahlenden Firmen auch nicht viel mit Kaymer anzufangen wissen. Bestes Beispiel: der Boss-Spot mit MK und dem Herrn Gomez von der Fußball-Nationalmannschaft. Viral geht anders. Unterhaltsam erst recht. Und eine Zielgruppe außerhalb der Golfklientel wird auch nicht angesprochen. Letzteres ist ein Problem aller Anzeigen mit Herrn Kaymer als Markenbotschafter (Danke Schüco für dieses schöne Wort!). Vielleicht ist dies aber auch dem Bekanntheitsgrad des Mettmanners in seinem Heimatland geschuldet. Womit wir dann bei der Pressearbeit wären.

Am Anfang seiner Karriere war Martin Kaymer im Umgang mit den deutschen Medien noch erfrischend unbedarft. Mein erstes Interview mit ihm war während eines EPD-Turniers am Hockenberg und sehr kurz. Das Stück war für eine kleine PLOCK!-Rubrik. Am gleichen Tag spielte Kaymer noch das ProAm mit Sven Hanfft vom Golf Magazin. Es gab keine Berührungsängste mit der schreibenden Zunft. Auch mein zweites Treffen mit dem Mettmanner bei einem Challenge-Tour-Event in Odense war herrlich unkompliziert und unterhaltsam. Das waren die goldenen Zeiten.

Inzwischen ist Kaymer für einen Großteil der deutschen Medien unerreichbar. Selbst wenn sie sich wirklich für ihn interessieren und nur Gutes wollen, eine Absage ist ihnen in dem meisten Fällen gewiss. Ich bilde mir ein, dass der Kaymer-Clan 2007 nach einer nicht ganz so tollen Geschichte im DER SPIEGEL (Ich sach nur “Knauser-Kalle”) sehr argwöhnisch gegenüber Journalisten geworden ist. Aber da kann ich auch völlig verkehrt liegen. Fakt ist jedoch, dass ich viele Kollegen kenne, die mit ihren Interviewanfragen derzeit abblitzen.

Mal von einem Auftritt im “Aktuellen Sportstudio” (wahrscheinlich ein Kindheitstraum Kaymers) samt Torwandschießen abgesehen, findet der Mettmanner in Deutschland medial kaum statt. Selbst Golfjournalisten begnügen sich inzwischen damit, ihre Geschichten mit Zitaten aus Turnier-Pressekonferenzen anzureichern. Und diejenigen, die ihn dann doch für kurze Zeit befragen dürfen, bekommen nur Phrasen geliefert.

Dass Kaymer durchaus anders kann, zeigt sein Umgang mit den Medien in den USA. Man muss sich nur mal anschauen wie locker sein Auftritt in der Golfchannel-Show “The Morning Drive” war oder wie herzlich er dort hinter den Kulissen den US-amerikanischen Golfreporter Tim Rosaforte begrüßte.

Der deutsche Markt samt Presse scheint Kaymer also egal. Im besten Fall steckt hinter dieser Misere sein schwedischer Manager Johann Elliot, der unter anderen auch Adam Scott, Alvaro Quiros, Henrik Stenson und Robert Karlsson betreut. Der Mann fährt eine internationale und keine nationale Strategie. Deutschland ist in diesem Fall nicht wichtig.

Kaymer kann also unser Land nicht für Golf begeistern, weil er hier abseits der Claquere der hiesigen Fachpresse nicht stattfindet. Seine Werbepartner sind so edel und langweilig, dass sich jeder Nicht-Golfer in seinem Klischeedenken bestätigt fühlt. So wird das nichts mit der Kaymermania.

Das Schlimme ist: Man kann Kaymer nicht wirklich einen Vorwurf machen. Er ist Profisportler. Der Mann will Geld verdienen und Titel gewinnen. Das gelingt ihm. Er ist auf Deutschland nicht angewiesen. Auch nicht auf die Presse. Und schon gar nicht auf meine Wenigkeit.

Kaymer kann es am Arsch vorbeigehen, ob er meine Erwartungen erfüllt oder nicht. Schade eigentlich.

Arizona Sedona

Ein Dank an die Elite!

Was war der Aufschrei groß, als im Vorfeld der deutschen Ryder-Cup-Bewerbung der damalige Bundesinnenminister Thomas de Maizière Golf als Randsportart bezeichnete. Zumindest die honorigen Randsportler regten sich auf. Wahrscheinlich hauptsächlich wegen des Wortes “Rand”, das so unglaublich unwichtig und irgendwie abseits der Gesellschaft klingt. Und da sehen sich die Golf spielenden Randsportler nun überhaupt nicht. Viel eher stehe man über der Gesellschaft, hört man noch vielerorts auf den Clubterrassen.

Jahrzehntelang war in Deutschland Golf ein Zeitvertreib der Vermögenden. Geld musste man haben, um die Schläger schwingen zu können. Die Aufnahmegebühren der Clubs waren astronomisch hoch und die Ausrüstung schweineteuer. Aber das war in Ordnung. Man sah sich gerne als Elite und blieb lieber unter sich.

In den vergangenen zehn Jahren hat sich einiges geändert. Allerdings mehr aus der Not heraus. Der Golfsport litt aufgrund seiner Klientel und des rigiden Clubsystems unter einem Imageproblem. Der Nachwuchs blieb aus, die Mitgliederdecke schrumpfte in vielen Clubs, finanzielle Schieflagen waren mancherorts die Folge. Und so erfand der Deutsche Golf Verband etwas lieblos die Vereinigung clubfreier Golfer, senkten die Clubs ihre Beiträge und übten sich häufig zum ersten Mal in Marketing.

Nicht alle waren damit einverstanden.

Ich kann mich noch gut erinnern, dass als mein jetziger Heimatclub plötzlich für eine gewisse Zeit die Aufnahmegebühr strich und die Möglichkeit eines monatlichen Mitgliedsbeitrags einführte, manch ein Konkurrent aus dem Hamburger Umland unkte, das dieses ein Akt der Selbstzerstörung sei. Die negativen Folgen hielten sich rückwirkend betrachtet allerdings in Grenzen. Angeblich ist zwar Nippel-Sänger Mike Krüger deshalb bei uns ausgetreten, aber dafür haben wir jetzt 27 Löcher, jede Menge “junge” Mitglieder und noch immer keine Startzeiten.

Wenn man jedoch mal ehrlich ist, dann hat sich auch durch solche Aktionen nicht viel am Image des Golfsports geändert. Das hat in meinen Augen damit zu tun, dass man sich heute noch recht wohl in seiner elitären Haut fühlt. Wie groß der Schaden ist, den diese Einstellung über die Jahrzehnte dem deutschen Golfsport und der Golf spielenden Allgemeinheit zugefügt hat und noch immer zufügt, ist da wohl vielen überhaupt nicht bewusst.

Die Vorherrschaft der Eliten ist meiner Meinung verantwortlich für die horrenden Preise, die wir in Deutschland für Golfschläger und dem Rest vom Schützenfest bezahlen müssen. Die Reichen haben den Markt versaut. Früher konnten die Hersteller hierzulande jeden Preis von der solventen Kundschaft verlangen. Es wurde – ohne mit der Wimper zu zucken – bezahlt. Je teurer, umso besser und umso mehr Prestige im Clubleben.

Inzwischen sollte eigentlich auf dem recht überschaubaren deutschen Golfmarkt ein regelrechter Kampf um die wenigen Randsportgolfer herrschen. Stattdessen fordern Titleist, Taylormade, Ping und Co. weiterhin ungehemmt ihre überzogenen Preise ein. Der Deutsche ist halt nichts anderes gewohnt und greift tief in die Brieftasche. Wer einmal in den USA zum Schläger-Shoppen war,  der  merkt schnell, dass man hierzulande ordentlich über den Tisch gezogen wird. Und das liegt nicht nur am günstigen Dollar-Kurs.

Auch in sportlicher Sicht hat die elitäre Klientel dem deutschen Golf geschadet. So gestaltete sich die Nachwuchsarbeit früher schwierig,  da natürlich für gefühlte Ewigkeiten größtenteils nur die Enkel reicher Omas in den Clubs mitspielen durften. Zwar gibt man sich heutzutage offener, lädt Schulklassen zu Schnupperstunden ein und setzt auf moderne Jugendarbeit, doch sobald die Jugendlichen in der Mannschafts-Maschine sind, beginnt vielerorts die Verhätschelung, das Schulterklopfen und manchmal die Umerziehung zum elitären Schnösel. Glücklicherweise werden nicht alle jungen Talente Opfer dieser Körperfresser, aber “man muss schon ganz schön aufpassen, wer da was meinem Jungen eintrichtert”. Das erzählte mir zumindest jüngst ein guter Bekannter, dessen minderjähriger Sohn als großes Talent von Edelclubs umgarnt wird.

Unser derzeit bester Golfer, Martin Kaymer, ließ sich neulich in Köln zu dem wunderschönen Statement hinreißen, dass die deutschen Nachwuchsprofis einfach “zu faul” seien. “Die Jungs müssen auf die Europa-Tour, um sich mit den anderen zu messen. Aber in Deutschland wird man viel zu schnell gelobt, wenn man mal was geschafft hat”, sagte der Nestbeschmutzer.

Recht hat er, der Kaymer. Die deutschen Jungprofis sind zu satt. Ihnen fehlt das berühmte Auge des Tigers, dass Apollo Creed einst von Rocky Balboa in “Rocky III” einforderte. Der Nachwuchs lernt nicht für den Erfolg zu arbeiten, denn ihnen wird schon in frühen Jahren ordentlich Puderzucker in den Hintern geblasen. Eine Erkenntnis, die auch “Team Germany”-Trainer Martin Hasenbein schon vor Jahren in dem Magazin PLOCK! zum Besten gab. Man muss nur mal das Abschneiden der deutschen Pros in den vergangenen Jahren auf der EPD- oder Challenge-Tour betrachten, um festzustellen, dass wir im internationalen Vergleich golferisch Nachholbedarf haben.

Bitte nicht falsch verstehen: Elitäre Clubs haben natürlich eine Daseinsberechtigung. Sei es nun in Deutschland, Barbados oder in den USA. Reiche brauchen ein Refugium, einen Rückzugsort, der frei vom Pöbel ist. Es sei ihnen gegönnt, sie haben es sich verdient. Schädlich war es allerdings, dass der Großteil der deutschen Golflandschaft lange Jahre aus ebensolchen Clubs bestand – und die Kultur der vermeintlichen Eliten sich weiterhin dort austobt.  Es scheint sich nichts zu ändern. Stattdessen wird der Nachwuchs von ihnen Borg-mäßig assimiliert, die Hersteller bitten uns unverschämt zur Kasse  und unser Randsport bleibt weiterhin ein selbstverschuldeter Randsport. Danke, ihr Eliten!

Ich würde mir eine friedliche Revolution wünschen. Eine Übernahme der Landesverbände und Clubvorstände durch uns, die neue Generation der Golfer, die wegen des Sports und nicht wegen der guten Gesellschaft in die Clubs gegangen sind. Ein Aufbegehren der Geister, die man in den vergangenen Jahren rief. Doch leider sind wir  in der Minderheit. Wir gewinnen keine Wahlen auf den Mitgliederversammlungen. Wir sind eine Randgruppe in der Randgruppe. Noch.