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Was schenke ich einem Golfer? Und was besser nicht.

Alle Jahre wieder: Zum Geburtstag, zu Weihnachten, zu Ostern oder zu was weiß ich noch für Anlässen – irgendwann überlegen Nicht-Golfer immer was sie einem Golfspieler schenken können und greifen dabei regelmäßig in die Tonne. Warum gibt es eigentlich immer diese furchtbaren Präsente von sogenannten Freunden und der lieben Verwandtschaft? Wahrscheinlich, weil sie es nicht besser wissen. Und weil unsere tolle Golfindustrie jeden Menge teuren und nutzlosen Scheiß herstellt.

Ein paar Beispiele des Präsent-Schreckens gefällig?

Die Ballangel: Irgendwann hatte ich drei Stück dieser mechanischen Rentnerarm-Verlängerungen in meinen Keller stehen. Unbenutzt natürlich. Wer solche Teile auf dem Platz benutzt und den Verkehr aufhält, sollte eigentlich sofort vom folgenden Flight ins Wasserhindernis geworfen werden. Ballangeln sind nur was für schlechte Verlierer.

Lustige Logobälle mit passenden Tees und Plastik-Pitchgabel: Hui. Ein Smiley auf dem Ball. Wie lustig. Oder die HSV-Raute. Oder noch schlimmer. Ab ins Wasser damit. Die Qualität dieser Bälle ist häufig unterirdisch, und meist schämt man sich auch noch für den Aufdruck. Und eine Pitchgabel aus Plastik? Nein danke. Lediglich die Tees erfüllen manchmal ihre Aufgabe. Aber die gibt es ohne peinliches Logo auch günstiger.

Witzige Schreibtisch-, Klo- oder Sonstwo-Golfsets: Ok, habe ich auch schon mehrfach geschenkt bekommen. In allen möglichen Ausführungen und Größen. Und wie oft habe ich damit gespielt? Niemals.

Bücher mit Golfwitzen: Meist haben die gesammelten Anekdoten/Zoten/Gags/Cartoons in diesem literarischen Meisterwerken nicht nur einen langen Bart, sondern auch leider null Witz. Schlimmer ist noch, dass ich mir diese Humorbomben häufig auf dem Platz anhören muss, wenn ich mir meine Mitspieler nicht aussuchen kann. Ha, ha, ha – selten so gelacht.

Aber wie geht es besser? Ganz einfach: Hier mal ein paar Geschenkideen. Darüber würde ich mich freuen:

Bälle: Ohne Logos. 12 bis 15 Stück. Bevorzugt von einem Markenhersteller und mindestens 2-Piece (einfach im Golfladen fragen). Im Zweifel Wilson, Precept, Nike, Callaway oder Noodle. Meine Millionärsfreunde dürfen mir gerne Titleist ProV1 schenken… muss aber nicht.

Tees: Das Low-Budget-Geschenk, ist aber immer gut. Die Länge ist relativ egal. ACHTUNG: Bitte keine Wintertees andrehen lassen.

Greenfee-Gutschein: Einfach mal schauen, welche Golfplätze in der Nähe sind und in dem der zu Beschenkende nicht Mitglied ist und die Greenfee (das Eintrittsgeld für eine Runde Golf) bezahlen.

Gutschein für den Pro-Shop: Zum Heimatclub des Glückskindes fahren, dort in den Pro-Shop (das ist der ortsansässige Laden, der den ganzen Golfkram verkauft) gehen und einen Gutschein erwerben. Alternativ kann man das auch bei Karstadt Sport + Spiel oder der Kette Golfhouse machen.

Ein SKY-Abo: Und zwar nicht irgendeines, sondern das Sport-Abo des Senders, damit man die PGA- und die European-Tour-Turnier sehen kann.

Gute (!!!) Golfbücher: Die meisten Golfspieler lieben Bildbände mit tollen Plätzen, die sie wahrscheinlich nie im Leben spielen werden. Ein anderes Buch, das ich empfehlen kann, ist das hier:

Abo für eine englischsprachige Golfzeitschrift: Ich würde mich zum Beispiel über ein Jahr “Todays Golfer” freuen.

Zeit: Nicht die Wochenzeitung, sondern tatsächlich Zeit. Einfach mal so stressfrei Golf spielen gehen dürfen. Darüber freuen sich besonders Mütter und Väter.

So. Das musste mal raus. Ich habe übrigens im Mai Geburtstag.

Und was habt ihr schon für furchtbare Golfgeschenke bekommen?

tomcox2

Geliebter Versager

Es gibt zwei Dinge, für den ich den Terminal 5 in London-Heathrow wirklich liebe. Zum einen ist da “itsu”, ein wunderbarer Sushi-Takeaway-Laden nahe Gate A 15, in dem ich jedes Mal für zehn Pfund rohen Fisch mit Reis verschlinge. Zum anderen existiert in der modernen Abflughalle in einem kleinen Buchladen dieses herrliche Regal über dem “Sport” steht. Das Regal macht mich immer glücklich, denn es findet sich dort immer eine Golflektüre, die zumindest genug unterhaltsamen Stoff für Weiter- und Rückflug bietet.

Vergangene Woche griff ich mir dort einen echten Kracher raus – der Dank gebührt wahrscheinlich dem genialen Titel “Bring me the head of Sergio Garcia!”. Die Zeile übte einen hypnotischen Zwang auf mich aus. Das Buch ist schon etwas älter. Der britische Journalist Tom Cox hat es bereits 2007 veröffentlicht – aber es ist für mich ein zeitloses Meisterwerk der Golfliteratur.

Cox beschreibt darin den unglaublich pathetischen Versuch, seinen Lebensunterhalt als Profigolfer zu verdienen. Kurz vor seinem 30. Geburtstag kommt dem ehemaligen Jugendmannschaftsspieler die  wahnwitzige Idee, noch einmal anzugreifen. Cox versucht sich auf einer britischen Mini-Tour, nimmt Unterricht bei legendären Teaching-Pros, verstört Lee Westwood und darf sogar bei der Open-Qualifikation aufteen. Natürlich scheitert er famos – und wenn man nicht so laut lachen müsste, dann hätte man wahrscheinlich Mitleid mit dem feinen Kerl.

Dabei ist es gar nicht mal diese höchst unterhaltsame Geschichte des Versagens, die so großartig ist. Nein, es ist der Typ an sich. Cox und ich haben einfach die gleiche Einstellung zu vielen Themen, die die Golfwelt bewegen, und dieselben Probleme: Angefangen bei der furchtbaren Golfmode bis hin zu einer Ehefrau, die mir der weißen Kugel eigentlich nur Abneigung verbindet. Und wenn der britische Journalist beschreibt, wie er mit seinen Jugendfreunden nach Jahren wieder aufteet, dann geht mir beim Lesen das Herz auf.

In diesem Sinne: Bitte lesen!

Hier ist der Amazon-Link, ich hab mir jetzt sein erstes Werk bestellt: “Nice Jumper”.