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Was schenke ich einem Golfer? Und was besser nicht.

Alle Jahre wieder: Zum Geburtstag, zu Weihnachten, zu Ostern oder zu was weiß ich noch für Anlässen – irgendwann überlegen Nicht-Golfer immer was sie einem Golfspieler schenken können und greifen dabei regelmäßig in die Tonne. Warum gibt es eigentlich immer diese furchtbaren Präsente von sogenannten Freunden und der lieben Verwandtschaft? Wahrscheinlich, weil sie es nicht besser wissen. Und weil unsere tolle Golfindustrie jeden Menge teuren und nutzlosen Scheiß herstellt.

Ein paar Beispiele des Präsent-Schreckens gefällig?

Die Ballangel: Irgendwann hatte ich drei Stück dieser mechanischen Rentnerarm-Verlängerungen in meinen Keller stehen. Unbenutzt natürlich. Wer solche Teile auf dem Platz benutzt und den Verkehr aufhält, sollte eigentlich sofort vom folgenden Flight ins Wasserhindernis geworfen werden. Ballangeln sind nur was für schlechte Verlierer.

Lustige Logobälle mit passenden Tees und Plastik-Pitchgabel: Hui. Ein Smiley auf dem Ball. Wie lustig. Oder die HSV-Raute. Oder noch schlimmer. Ab ins Wasser damit. Die Qualität dieser Bälle ist häufig unterirdisch, und meist schämt man sich auch noch für den Aufdruck. Und eine Pitchgabel aus Plastik? Nein danke. Lediglich die Tees erfüllen manchmal ihre Aufgabe. Aber die gibt es ohne peinliches Logo auch günstiger.

Witzige Schreibtisch-, Klo- oder Sonstwo-Golfsets: Ok, habe ich auch schon mehrfach geschenkt bekommen. In allen möglichen Ausführungen und Größen. Und wie oft habe ich damit gespielt? Niemals.

Bücher mit Golfwitzen: Meist haben die gesammelten Anekdoten/Zoten/Gags/Cartoons in diesem literarischen Meisterwerken nicht nur einen langen Bart, sondern auch leider null Witz. Schlimmer ist noch, dass ich mir diese Humorbomben häufig auf dem Platz anhören muss, wenn ich mir meine Mitspieler nicht aussuchen kann. Ha, ha, ha – selten so gelacht.

Aber wie geht es besser? Ganz einfach: Hier mal ein paar Geschenkideen. Darüber würde ich mich freuen:

Bälle: Ohne Logos. 12 bis 15 Stück. Bevorzugt von einem Markenhersteller und mindestens 2-Piece (einfach im Golfladen fragen). Im Zweifel Wilson, Precept, Nike, Callaway oder Noodle. Meine Millionärsfreunde dürfen mir gerne Titleist ProV1 schenken… muss aber nicht.

Tees: Das Low-Budget-Geschenk, ist aber immer gut. Die Länge ist relativ egal. ACHTUNG: Bitte keine Wintertees andrehen lassen.

Greenfee-Gutschein: Einfach mal schauen, welche Golfplätze in der Nähe sind und in dem der zu Beschenkende nicht Mitglied ist und die Greenfee (das Eintrittsgeld für eine Runde Golf) bezahlen.

Gutschein für den Pro-Shop: Zum Heimatclub des Glückskindes fahren, dort in den Pro-Shop (das ist der ortsansässige Laden, der den ganzen Golfkram verkauft) gehen und einen Gutschein erwerben. Alternativ kann man das auch bei Karstadt Sport + Spiel oder der Kette Golfhouse machen.

Ein SKY-Abo: Und zwar nicht irgendeines, sondern das Sport-Abo des Senders, damit man die PGA- und die European-Tour-Turnier sehen kann.

Gute (!!!) Golfbücher: Die meisten Golfspieler lieben Bildbände mit tollen Plätzen, die sie wahrscheinlich nie im Leben spielen werden. Ein anderes Buch, das ich empfehlen kann, ist das hier:

Abo für eine englischsprachige Golfzeitschrift: Ich würde mich zum Beispiel über ein Jahr “Todays Golfer” freuen.

Zeit: Nicht die Wochenzeitung, sondern tatsächlich Zeit. Einfach mal so stressfrei Golf spielen gehen dürfen. Darüber freuen sich besonders Mütter und Väter.

So. Das musste mal raus. Ich habe übrigens im Mai Geburtstag.

Und was habt ihr schon für furchtbare Golfgeschenke bekommen?

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Für mehr Golfer und weniger Mitglieder!

“Wie modern ist unser Sport?”, fragt das aktuelle Golf Journal auf der Titelseite. “Golf 2.0″ prangt darüber  in dicken Lettern. Eine interessante Frage, die allerdings nicht wirklich beantwortet wird. In dem ausführlichen und lesenswerten Dossier von Stefan Maiwald (der mich auch dazu gebracht hat, das GJ mal wieder zu kaufen) geht es eher darum, wie man den Sport populärer machen kann – und neue Spieler an Golf heranführt.

Maiwald schreibt, dass der Sport zwar rein nach den Mitgliederzahlen in den Clubs wächst, aber leider dieses hauptsächlich bei der älteren Generation stattfindet. Der Nachwuchs stagniert und nimmt teilweise sogar ab. Die Golfclubs brauchen aber neue Mitglieder, um zu überleben. Was in dem Artikel folgt, ist eine ausführliche Beschreibung vieler Maßnahmen, um die Attraktivität des Golfsports zu steigern.

Runden sollen schneller, Plätze einfacher, Regeln simpler und Turniere kürzer werden – das sind, sehr komprimiert, die Anregungen, die Maiwald eingesammelt hat. Alles schöne Ideen, die ich teilweise auch nachvollziehen beziehungsweise unterstützen kann. Jedoch gehen diese Lösungsvorschläge, die hauptsächlich aus den USA stammen, völlig am deutschen Problem vorbei.

Wer glaubt, dass mit einmal der große Ansturm auf die Golfclubs beginnt, wenn der Sport hierzulande einfacher und schneller gemacht wird, der irrt gewaltig. Unser Nachwuchsproblem ist vom Deutschen Golf Verband (DGV) hausgemacht.

Platzreife, Klassengesellschaft bei den DGV-Ausweisen, Verteufelung von Fern- und VCG-Mitgliedschaften – in Deutschland setzen Verband und Clubs alles daran, um potentielle Gäste aus In- und Ausland sowie Neueinsteiger fernzuhalten. Anstatt Greenfee-Spieler aller Art herzlich willkommen zu heißen, werden Schranken aufgebaut. Es hat allen Anschein, als sei man nicht an der Entwicklung des Golfsports in Deutschland interessiert, sondern eher an neuen Mitgliedern, denen man ein güldenes Hologramm verpassen kann. Golf hat im Verband stattzufinden, nicht außerhalb.

Die Argumentation für all diesen Klimbim erschließt sich mir nicht. Allein die Platzreife ist ein erschreckendes Beispiel für die deutsche Golfplatzbürokratie. Angeblich sollen so die Nichtskönner und Etikette-Verächter ferngehalten werden. Funktioniert allerdings nicht, die Pitchgabel-Verweigerer, Golfschnecken und Wasserangler spielen schon seit Jahrzehnten nicht nur bei mir im Club – natürlich mit goldenem Hologramm und Platzreife. Statt einer Prüfung, die eh jeder Pro machen kann wie er will, wäre der konsequente Einsatz von Marshals, die auf dem Platz für Tempo und Ordnung sorgen, sinnvoller.

Absolut kontraproduktiv ist auch die Greenfee-Politik der meisten deutschen Golfclubs. Diese belegen Spieler ohne den richtigen DGV-Ausweis freudig mit Strafzöllen – wenn sie diese denn überhaupt auf den Platz lassen. Dass so mancher Spieler dann einfach grundsätzlich dem Club fernbleibt (und dieser dann überhaupt kein Geld sieht) und diese Aufschläge auch keine tolle Strategie sind, um potentielle Neumitglieder zum Beitritt zu begeistern, merken die Verantwortlichen dabei nicht.

Wie es richtig geht, sieht man in den USA oder in Schottland. Letzteres immerhin das Mutterland des Golfsports. Dort wurde ich bislang kein einziges Mal nach einem DGV-Ausweis, einer Platzreife oder meinem Heimatclub gefragt. Stattdessen musste ich nur die Greenfee über den Tisch schieben – und ab ging es auf den Platz. Ein Chaos gab es deshalb nicht auf den Fairways oder Grüns.

Immer wieder beschweren sich Funktionäre und Clubs über Fern- bzw. Auslandmitgliedschaften. Warum manche Leute diesen Weg wählen, wird dabei nie hinterfragt. Dabei liegt der Grund auf der Hand: Viele Clubs bieten keine vernünftige Alternativen an. Wenn einer mal eine kostengünstige Handicap-Führung ohne volles Spielrecht und mit leicht ermäßigter Greenfee im Programm hätte, gäbe es alleine aus meinem erweiterten Bekanntenkreis jede Menge Interessenten.

Ziel des DGV und der Clubs sollte eigentlich sein, nicht den Sport, sondern den Zugang zum Sport einfacher zu gestalten. Der Weg zum Platz darf nicht zum Hürdenlauf werden. Clubs sollten nicht abschrecken, sondern zum Spielen einladen.

Es ist mir ein Rätsel, warum der DGV nicht einmal seine prall gefüllte Geldschatulle öffnet und zusammen mit den Kommunen eigene 9-Loch-Plätze errichtet. Diese Public Courses sollten nicht nur günstige Greenfees für Jedermann anbieten, sondern auch Schulen und klassischen Sportvereinen, die Möglichkeit zum Spielen bieten. Weiterhin könnte der Verband einen Premium-Course bauen, der als Austragungsort für Profi- und wichtige Amateurturniere taugt. Vielleicht sogar für den Ryder Cup.

Im GJ-Dossier findet sich übrigens auch ein sehr gutes Interview mit dem PR-Agenturinhaber Mirko Lange. Hier wird wunderbar Klartext gesprochen. Golf habe noch immer das “Schickimicki”-Image, einen Kaymer-Effekt gebe es nicht, dafür aber ein riesiges Kommunikationsproblem. Volksnah ginge anders, lautet ein Fazit. Recht hat der Mann.

Ziemlich peinlich ist allerdings, dass nur ein paar Seiten weiter Alois Hartl zu Wort kommen darf. Dieser ist Präsident des Golf Resort Bad Griesbach, gern gesehener Anzeigenkunde und laut Golf Journal ein Herr, der “maßgeblich zur Popularisierung des Golfsports in Deutschland beigetragen hat”. Hartls Statements beweisen mir das Gegenteil.

Der bayrische Zampano freut sich darüber, dass bald 25 Prozent der Bevölkerung über 60 sein werden – und damit neue Kundschaft kommt. Außerdem wünscht er sich mehr Sozialprestige für den Sport und festlichere Siegerehrungen. Regeln seien nicht wichtig, an die halte sich schließlich eh niemand. Und warum so wenig junge Menschen Golf spielen, das weiß Herr Hartl auch: Es gibt halt keine Hüttengaudi wie beim Skifahren.

Vielleicht sollte mal jemand dem Alois sagen, dass er ganz maßgeblich Teil unseres Problems ist.

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Ein digitaler Weckruf an die lieben Kollegen

Was mache ich hier eigentlich? Und was machen eigentlich meine lieben Blogger-Kollegen? Die Antwort ist relativ einfach. Wir schreiben über Golf. Wir machen das mit Leidenschaft. In unserer Freizeit. Manch einer hat davon nicht gerade viel – und doch setzen wir uns mehr oder weniger regelmäßig an die Tastatur, recherchieren Geschichten, machen Fotos, wühlen uns durch Statistiken und berichten über Turniere, Spieler, Plätze und persönliche Befindlichkeiten.

Warum machen wir das eigentlich? Grenzenlosen Enthusiasmus könnte man das in den meisten Fällen nennen. Die Begeisterung für das Spiel. Das Bedürfnis, sich auch außerhalb des Platzes mit Golf zu beschäftigen. Wir sind wie unsere Leser: Wir lieben Golf. Wir leben Golf. Wir leben allerdings nicht vom Golf – und das ist tatsächlich ein entscheidender Unterschied.

Von Zeit zu Zeit bekomme ich Angebote. Meist soll ich über irgendein Produkt schreiben. Oder über ein Reiseziel. Manchmal wird der passende Text schon mitgeliefert. Die dafür angebotene Entlohnung ist häufig lächerlich bis frech. Das hängt damit zusammen, dass Blogger hierzulande noch immer als drittklassige Schreiber gelten, deren Ergüsse nichts wert sind und die eigentlich auch keine Leser haben.

Weiterhin herrscht die Meinung vor, dass Blogger nicht nur billig, sondern auch käuflich sind. Diese Fehleinschätzung ist jedoch entschuldbar, denn schließlich handelt es sich dabei um gelerntes Verhalten: Die klassischen Golfmagazine hierzulande sind seit jeher Fundgruben für versteckte PR. Der Pressekodex, der eine klare Trennung zwischen Anzeige und redaktionelle Berichterstattung einfordert, wird hier regelmäßig mit Füßen getreten.

Die Qualität der Golfberichterstattung nimmt im Print-Bereich beständig ab. Die Magazine befinden sich einer tumben Wiederholungsschleife. Jedes Jahr werden die gleichen Themen in die Hefte gehievt: Schlägertests, in denen es eigentlich nur Sieger gibt, enthusiastische Reisegeschichten, unkritische Spielerporträts, die ewig gleichen Schwungtipps und eine Turnierberichterstattung, die entweder viel zu spät erfolgt oder nur den Zweck hat, Sponsorennamen zu erwähnen. Dazu kommt ein Hurra-Schreibstil, der jegliche Distanz vermissen lässt. Die deutschen Golfmagazine schreiben nicht mehr für die Leser, sondern nur noch für Anzeigenkunden, Verbände, PR-Agenturen und Spielerberater.

In einer E-Mail an einen anderen Golfblogger schrieb der stellvertretende Chefredakteur eines dieser Titel jüngst sinngemäß, der Unterschied zwischen Print (also ihm) und Online (also wir) sei, dass der Print-Journalist aufwändiger und gewissenhafter recherchiere. Eine hanebüchene Behauptung (und ich kenne weit über hundert Leute in meinem Großraumbüro, die ihn dafür auslachen würden). Insbesondere weil ebendieser Redakteur sich schamlos an einem Posting des Bloggers bedient hatte – und dieses damit abtat, dass Texte, die online verfügbar seien, Freiwild wären.

Die Unternehmen, die mit den Golfmagazinen zusammenarbeiten und dort Anzeigen schalten, haben anscheinend noch nicht erkannt, dass sie sich damit keinen Gefallen tun. Sie inserieren in einem Umfeld, das inzwischen jegliche Glaubwürdigkeit verloren hat – und aus diesem Grund konstant an Reichweite verliert.

Die Verlage versuchen derweil mit allerhand Tricks die Auflage künstlich hoch zu halten. So finden sich zum Beispiel immer mehr Gratis- und Probe-Exemplare in den hiesigen Golfclubs. Die Verzweiflung ist anscheinend groß. Ein Mitbewerber am Markt (der eigentlich zu den besseren gehört)  präsentiert sogar eine lasziv fotografierte Profi-Golfspielerin auf dem Titelbild der aktuellen Ausgabe.  “Sex sells” als letzte Hoffnung.

Eine zukunftsorientierte Online-Strategie hat bislang keiner der Verlage parat. Die Webseiten der Magazine sind technisch, inhaltlich und vom Layout Relikte der Vergangenheit. Und auch hier versucht mancher mit billigen Klicktricks die “virtuelle Auflage” zu erhöhen,

Natürlich legen einige Verlage Hoffnung in die in Mode gekommenen Apps und digitalen Magazine im Apple-Store. Wer allerdings schon so gnadenlos im Netz versagt, der wird die Generation iPad nicht mit seinen verstaubten Inhalten erobern können. Die technische Evolution überspringt die alten Platzhirsche – und diese sind selber schuld.

Im deutschen Fernsehen findet Golf unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Pay-TV-Sender tut weiterhin alles, unseren Sport von den größtmöglichen Langweilern kommentieren zu lassen. Diese sind nicht nur um keine Phrase verlegen, sondern finden auch nichts dabei, als Werbeträger zu fungieren, Veranstaltungen wichtiger Anzeigenkunden zu moderieren oder weiterhin als Spielerbetreuer von Markenartiklern zu arbeiten. Auch hier gibt es selbstverständlich keine kritischen Fragen in der Berichterstattung. Stattdessen wird hofiert. Schulterklopfende Duz-Maschinen bei der Arbeit.

Natürlich gibt es Hoffnung. Einen Silberstreif. Denn die Konkurrenz im Netz ist längst besser, schneller und näher am Leser. Ich würde an dieser Stelle eigentlich gerne golf.de loben. Das Portal hätte die besten Vorraussetzungen, um zum SPIEGEL ONLINE des Golfsports zu werden. Doch auch hier greifen schon lange die alten Mechanismen: Anzeigen und Redaktion werden nicht klar getrennt, dazu kommt die Abhängigkeit vom Deutschen Golf Verband. Übliche Verdächtige dürfen hier PR-Artikel unterbringen – weil sie günstig Inhalte liefern. Eigentlich schade, denn manchmal – wenn man die Redaktion von der Leine lässt – kommen auch auf golf.de gute Geschichten zum Vorschein.

Golfpost.de, das selbsternannte Sprachrohr der unabhängigen Berichterstattung im Netz, ist derzeit nur eine Absurdität, belustigt mit merkwürdigen Überschriften sowie Texten – und hofft, mit für Suchmaschinen optimierten Artikeln Klicks zu generieren.

Bleiben noch die Foren wie das spicygolfforum, Facebook-Gruppen oder eben die deutschen Golfblogs. Hier werden Golfnachrichten schneller verbreitet und kritischer beleuchtet als irgendwo anders im deutschsprachigen Internet.

Ob nun eine fundierte Analyse von Kaymers Schwungproblemen, einen einzigartigen Nachruf auf Seve Ballesteros, eine Einordnung des Führungswechsels bei Golfsponsor Schüco oder fundierte Platzkritiken – es sind Blogs, die derzeit als einzige im Golfsport wirklich nach journalistischen Standards in Deutschland arbeiten. Erstaunlich, dass Privatpersonen dies leisten – und nicht die arrivierten Golfmagazine und -seiten. Blogs setzen hierzulande Themen, finden Nachrichten und machen Meinungen.

In den USA haben die großen Magazine längst die kreative Kraft der Blogger erkannt und hat manch einen als Zuträger engagiert. Ihre Postings werden prominent auf den großen Webseiten präsentiert. Bei uns wird es dazu nicht kommen.

Der Golfjournalismus hat seine Zukunft im Digitalen – in Blogs, Internetseiten und mobilen Apps. Es wäre schön, wenn die Leute, die für die Golfberichterstattung bezahlt werden, dieses erkennen würden. Denkt und arbeitet endlich wie Journalisten – und sagt, was ist.

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Hamburger Golf Verband: Neuer Markenbotschafter an der Fensterfront

Dass es die deutschen Golfmedien nicht so genau mit der deutlichen Trennung von Anzeigen und Redaktion nehmen, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Man hat sich sogar daran gewöhnt. Trotzdem finde ich es mehr als befremdlich, wenn sich anscheinend auch “Golf in Hamburg”, die offizielle Mitgliederzeitschrift des Hamburger Golf Verbandes, in diesen Abgrund der Käuflichkeit begibt.
Schon die Ausgabe für April/Mai fiel mir unangenehm auf. Auf dem Titelbild prangte der Masters-Sieger Bubba Watson. Im Prinzip ein netter Coverboy. Jedoch war das Foto nicht nur qualitativ schlecht, sondern zeigte auch den Golfer nur schnellen Schrittes im Profil. Gut sichtbar war vor allem eines: das Logo der Fensterfirma Schüco – die praktischerweise auch das Foto zur Verfügung gestellt hatte und sich weiterhin auf der Heftrückseite eine A4-Anzeige gönnte. Im Heft selber fand sich dann ein kleiner Hinweiskasten mit viel PR-Sprech und wenig Information zum bevorstehenden Schüco Open. Das Einladungsturnier, in dem hauptsächlich Spieler antreten, die von Schüco gesponsert werden, findet Ende Juli bei uns im Hamburger Umland statt.
Ich schluckte zunächst meine Ärger runter. Doch die aktuelle Ausgabe von “Golf in Hamburg”, die jüngst in meinem Briefkasten landete, ließ diesen wieder schwallartig aufsteigen. Zwei Seiten vermeintliche Berichterstattung finden sich hier zu der Firmenveranstaltung, die dank der teilnehmenden Topstars in dieser Größenordnung durchaus gerechtfertigt ist. Der dazugehörige Text ist jedoch ein komplette Frechheit.
Die Doppelseite liest sich wie eine Pressemitteilung des Unternehmens. Von den “Schüco Markenbotschaftern” wird ständig gefaselt. Man erfährt weiterhin, dass Firmenaushängeschild Martin Kaymer der erste dieser wunderbaren Diplomaten war. Der Hauptteil schließt mit der einzigartigen Feststellung: “Sie alle stehen als Markenbotschafter auch für die Philosophie von Schüco: Gemeinsamer Abschlag für den Klimaschutz.”
Natürlich wird noch in einem weiteren kleinen Artikel auf ein Gewinnspiel hingewiesen, das auf der Schüco-Homepage zu finden ist. Und in einen weiteren Absatz wird die lustige Geschichte erzählt wie Martin Kaymer durch die Hamburger Hafencity Golf spielt, vorbei an “markanten Bauwerken -ausgestattet mit moderner Schüco Technologie”.
Das Wort Anzeige wurde zwar auf den Doppelseiten untergebracht, allerdings nur im zweiten Teil mittig über einem kleinen Infokasten zum Turnier samt Logo. Der Hinweis hätte allerdings zweifelsfrei gut sichtbar über den gesamten Erguss gehört.
Warum ich mich eigentlich so aufrege? Ganz einfach. Ich zahle Mitgliedsbeiträge im Hamburger Golf Verband, die eigentlich auch dazu dienen sollten, diese Zeitschrift zu finanzieren – und frei von PR-Texten zu halten. Und das gilt auch für Firmen, die irgendwie mit dem Verband verbandelt sind.
Die deutschen Golfer rühmen sich immer wieder gerne ihrer Etikette und der altehrwürdigen Regeln des Spiels. Schade, dass abseits des Golfplatzes das anscheinend nur einen Scheißdreck Wert ist.

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Golf Time: Die beste Überschrift aller Zeiten

Es muss in einem Anflug von Selbsterkenntnis geschehen sein: Die aktuelle Titelzeile könnte das Golfmagazin “Golf Time” nicht besser beschreiben. Auf der furchtbaren Internetseite des Brunnthaler-Blattes wirkt diese noch stärker. Noch peinlicher. Und noch treffender.

Vielleicht hat ja der ehemalige “Golfpunk”-Chefredakteur Götz Schmiedehausen, der nun als Vizechef der “Golf Time” agiert, vergessen auf den Titel zu schauen. Oder der Brunnthaler-Oskar selbst hat sich die Zeile ausgedacht und keiner hat sich getraut, dem Meister der Münchner Bussi-Golfszene zu sagen, dass das keine gute Idee ist.

Egal. Irgendwie passt’s schon. Schade ist nur, dass mir die unendliche Zeile der Weisheit erst jetzt ins Auge gesprungen ist. Könnte daran liegen, dass ich das Blatt sonst nur mit der Kneifzange anfasse.

(Screenshot golftime.de)
(Screenshot golftime.de)

 

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Ähnlichkeiten mit lebenden Personen nicht zufällig

Wer kennt sie nicht, die furchtbaren Golfpartner, die einem der Satan persönlich mit auf die Runde geschickt hat? Solche Typen, denen man eigentlich sofort das Eisen-4 über den Kopf ziehen möchte. Mir fallen da eine Menge Spießgesellen ein, die mir auf dem Platz den Spaß geraubt haben. “Golf Digest” hat zu diesem Thema eine aufwändige Fotostrecke produziert und die schlimmsten Beispiele charakterisiert. Das Behind-the-scenes-Video ist dabei eigentlich besser als das Endprodukt.

Mein Favorit ist übrigens der “Ball Retriever Guy”. Der muss noch nicht mal in meinem Flight sein, damit ich zum Berserker werde.

Das neue GolfPunk-Magazin ist da.

GolfPunk-Relaunch: Eine kleine Blattkritik

Das neue GolfPunk-Magazin ist da.

Lange hat es gedauert, jetzt kann man das Teil endlich am gutsortierten Kiosk erwerben: den aus der Asche auferstandenen Phönix der deutschen Golfmagazine – GolfPunk. Und aller dunklen Vorahnungen zum Trotz ist das aus der Konkursmasse des B&D-Verlages gerettete Blatt überhaupt nicht mal schlecht geworden. Ganz im Gegenteil: Es besteht Hoffnung. Der Patient lebt. Auch wenn für Chefarzt Götz Schmiedehausen noch einige Notoperationen  anstehen.

GolfPunk hat keinen einfachen Stand in der hiesigen Presselandschaft. Zum einen ist da die kümmerliche Erscheinungsweise. Ganze sechs Ausgaben (plus dem völlig überflüssigen Buyers Guide) gibt es pro Jahr. Aktualität sieht anders aus. Egal ob Major-Turnier oder Weltrangliste – entweder man kommt viel zu früh oder man ist hoffnungslos zu spät dran.

Zum anderen arbeitet die GolfPunk-Redaktion auf Sparflamme. Aufgrund eines schmalen Budgets stricken dort viel zu wenige Redakteure MacGyver-artig das Heft zusammen. Fertige Texte vom britischen Mutterschiff gibt es nicht mehr. Das GolfPunk-Magazin von der Insel ging Ende 2010 Pleite und musste die Segel streichen. Kein Wunder, dass die ursprünglichen Erscheinungstermine nicht eingehalten werden konnten und die Internetseite stiefmütterlich gepflegt wird.

Nichtsdestotrotz ist das Heft fertig geworden.

Positiv aufgefallen in der ersten Ausgabe 2011  …

… sind die zahlreichen guten Illustrationen und Layouts von Grafiker Tino Mrotzkowski. Beste Beispiele: „Apocalypse Na!“, „Führ‘ mich zum Schotter“ und „Kaymer by numbers“.

… ist die Top 20 des Trash Talks. Herrliche Anekdoten, die bis auf ein paar Ausnahmen noch nicht 999-mal erzählt wurden.

… ist Götz Schmiedehausens Schreibe. Irgendwie mag ich die längeren Texte des GolfPunk-Chefredakteurs. Launig und meine Art von Humor. Bestes Beispiel: „Spielverderber im Golfzirkus“.

… sind die Texte „Die Legende Dave Marr“ von Graeme Hamlett und „Führ‘ mich zum Schotter“ von Linksgolfer-Blogger Rüdiger Meyer. Beide Stücke hätten damals auch gut und gerne ihren Platz in PLOCK! (die älteren Herrschaften werden sich noch erinnern) gefunden. Guter Golfjournalismus … mit einem blöden Nachgeschmack. Aber dazu später mehr.

… sind die Fotos in den Rubriken „GolfJunk“ und dem Text „Schlägertruppe“. Weltklasse abgelichtet.

… ist die Trainerstunde mit Sven Strüver, der einer der wenigen deutschen Tour-Pros mit Ecken und Kanten war ist. Auch wenn er mit der European Tour nur noch wenig am Hut hat, ist der Kerl eine echte Marke. Da verzeiht man auch die Kooperation mit der Carlsberg-Brauerei. Die anderen Techniktipps (Driver vom Fairway, Helikopterschlag aus dem Bunker) mit Jeff Ritter sind ebenfalls nett anzuschauen. Allerdings hätte ich mir hier einen „Zur Person“-Kasten gewünscht. Nicht jeder kennt den US-amerikanischen Trainer.

… ist wie immer der „GolfPorn“. Wunderschönes Bild. Einziger Verbesserungsvorschlag: Einfach mal im Heftplan in der Mitte platzieren, dann kann ich mir das Teil rausklabüstern und im Büro aufhängen.

… sind die Bunkerbabes. Die gibt es nämlich nicht in der neuen Ausgabe. Das Fehlen der fleischgewordenen Herrennachmittagsfantasie ist wohl dem Tod des UK-GolfPunks geschuldet. Für eine eigene Fotoproduktion fehlten anscheinend das Geld und/oder die Frauen, die so einen Scheiß mitmachen. Ein Glück, die Seitenverschwendung hat ein Ende.

… ist mir die Rubrik Planet Golf. Schöne Reisegeschichten (hier als Beispiel mal Colorado). Allerdings geht mir das „Ich, Ich , Ich“ der Autoren manchmal echt auf die Nerven.

Negativ aufgefallen in der ersten Ausgabe 2011  …

… ist das Cover. Ehrlich Leute, wer im Vertrieb etwas reißen möchte, der sollte anständige Titel produzieren. Charl Schwartzel? Ernsthaft? Allein in der Titelzeile „Der coole Südafrikaner überrollt die Golfwelt“ finden sich zwei unglaubliche Übertreibungen. Und das extrem ausgeleuchtete Foto ist mehr als nur Panne. Es sei denn, nur ich schaue beim Driven nie in die Kamera.

… ist die Schwartzel-Story. Der erste Teil des Telefongesprächs mit dem Masters-Siegers liest sich wie ein aus dem Internet zusammengestricktes Tom-Kummer-Interview, der zweite Teil erinnert an Schülerzeitung. Lieblingsfilm? Auto? Lieblingsessen? Sorry, da geht mehr. Auch der „Tiger Dompteur“ im Anschluss des leidlichen Gesprächs ist mehr als nur überflüssig. Eine Nacherzählung des Master 2011? Siehe „Aktualität sieht anders aus.“

… ist die Rubrik „Am ersten Abschlag“. Nur damit ich das richtig verstanden habe: GolfPunk stellt vermeintlich coole Leute vor, die zwar kein Golf spielen, aber wenn sie es täten, dann wäre Golf noch cooler als sowieso. Hä? Lieber echte Golfer vorstellen.

… sind wie immer die bemüht-lockeren Bildunterschriften. Von ganz billig über Pennäler-Humor bis überhaupt nicht lustig war wieder alles dabei. Nur der eigentliche Witz ging verloren.

… ist „Martin Kaymer by numbers“: Die Kunst wie man aus einer ¼-Seiten-Geschichte ganze vier Seiten produziert, nur um ein wenig Mettmann im Heft und auf dem Titel zu haben. Eines der absoluten Lowlights. Allerdings hübsch layoutet.

… ist das Sandra-Gal-Interview. Von Vorspann bis Ende – Götz als hechelnder Fanboy. Meine Lieblingsfrage: „Musik spielt in deinem Leben eine große Rolle, oder?“ Ich habe mich fremdgeschämt. Aber man hat halt nicht immer Sternstunden im Journalistenleben.

… ist der Test „Schlägertruppe“. Mal abgesehen davon, dass ich die Überschrift schon gefühlte hundertmal irgendwo anders gelesen habe, ist das Teil alles andere als ein Glanzstück. Von einem Test erwarte ich Transparenz. Wer testet wie und wo. Entscheidend ist hier das „wie“. Und das fehlt völlig. Dafür findet sich unter „wer“ Jörg Vanden Berge, an den das ganze Testen anscheinend „outgesourced“ wurde. Halte ich nix von.

… sind BMW und Schüco in „Führ‘ mich zum Schotter“. In zwei Infokästen, die wie Fremdkörper in der Geschichte wirken, wird man schön pr-mäßig über die wundervollen Sponsorentätigkeiten dieser beiden Unternehmen aufgeklärt. Passend dazu finden sich im Heft jeweils eine einseitige Anzeige der Firmen. BMW engagiert sich auch auf der GolfPunk-Homepage. Ob man nur Werbekunden pimpern oder im vorauseilenden Gehorsam ein oder zwei Türchen über dessen Sponsoren zu Martin Kaymer öffnen wollte, darüber kann man nur spekulieren.

Fazit: Ich kaufe mir auch die zweite Ausgabe. Luft nach oben ist noch, aber eine ordentliche Fallhöhe ist auch schon da. Deutschland braucht endlich wieder ein anständiges Golfmagazin … und GolfPunk ist auf dem richtigen Weg.

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GolfPunk verzweifelt gesucht

UPDATED Entschuldigung, ist heute der 29. April oder habe ich mich im Datum geirrt? Da bin ich heute morgen doch tatsächlich in einen großen Bahnhof in Hamburg marschiert und wollte die für den heutigen Tag angekündigte nagelneue Ausgabe von “GolfPunk” kaufen. War nicht da. “Ok”, habe ich mir gedacht, “vielleicht ist 8.30 Uhr ja auch noch ein wenig früh. Versuchst du es heute mittag einfach noch mal.” Habe ich versucht. Beim riesigen Thalia-Buchladen in der Spitalerstraße gab es auch kein “GolfPunk”. Auch nicht beim kleinen Kiosk in der Nähe vom Chilehaus. Und heute am späten Nachmittag war dann immer noch Fehlanzeige in den Regalen.

Dann muss ich morgen wohl wieder gucken gehen. Oder hat jemand einen besseren Tipp?

UPDATE: Siehe Kommentar von Thomas.