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Für mehr Golfer und weniger Mitglieder!

“Wie modern ist unser Sport?”, fragt das aktuelle Golf Journal auf der Titelseite. “Golf 2.0″ prangt darüber  in dicken Lettern. Eine interessante Frage, die allerdings nicht wirklich beantwortet wird. In dem ausführlichen und lesenswerten Dossier von Stefan Maiwald (der mich auch dazu gebracht hat, das GJ mal wieder zu kaufen) geht es eher darum, wie man den Sport populärer machen kann – und neue Spieler an Golf heranführt.

Maiwald schreibt, dass der Sport zwar rein nach den Mitgliederzahlen in den Clubs wächst, aber leider dieses hauptsächlich bei der älteren Generation stattfindet. Der Nachwuchs stagniert und nimmt teilweise sogar ab. Die Golfclubs brauchen aber neue Mitglieder, um zu überleben. Was in dem Artikel folgt, ist eine ausführliche Beschreibung vieler Maßnahmen, um die Attraktivität des Golfsports zu steigern.

Runden sollen schneller, Plätze einfacher, Regeln simpler und Turniere kürzer werden – das sind, sehr komprimiert, die Anregungen, die Maiwald eingesammelt hat. Alles schöne Ideen, die ich teilweise auch nachvollziehen beziehungsweise unterstützen kann. Jedoch gehen diese Lösungsvorschläge, die hauptsächlich aus den USA stammen, völlig am deutschen Problem vorbei.

Wer glaubt, dass mit einmal der große Ansturm auf die Golfclubs beginnt, wenn der Sport hierzulande einfacher und schneller gemacht wird, der irrt gewaltig. Unser Nachwuchsproblem ist vom Deutschen Golf Verband (DGV) hausgemacht.

Platzreife, Klassengesellschaft bei den DGV-Ausweisen, Verteufelung von Fern- und VCG-Mitgliedschaften – in Deutschland setzen Verband und Clubs alles daran, um potentielle Gäste aus In- und Ausland sowie Neueinsteiger fernzuhalten. Anstatt Greenfee-Spieler aller Art herzlich willkommen zu heißen, werden Schranken aufgebaut. Es hat allen Anschein, als sei man nicht an der Entwicklung des Golfsports in Deutschland interessiert, sondern eher an neuen Mitgliedern, denen man ein güldenes Hologramm verpassen kann. Golf hat im Verband stattzufinden, nicht außerhalb.

Die Argumentation für all diesen Klimbim erschließt sich mir nicht. Allein die Platzreife ist ein erschreckendes Beispiel für die deutsche Golfplatzbürokratie. Angeblich sollen so die Nichtskönner und Etikette-Verächter ferngehalten werden. Funktioniert allerdings nicht, die Pitchgabel-Verweigerer, Golfschnecken und Wasserangler spielen schon seit Jahrzehnten nicht nur bei mir im Club – natürlich mit goldenem Hologramm und Platzreife. Statt einer Prüfung, die eh jeder Pro machen kann wie er will, wäre der konsequente Einsatz von Marshals, die auf dem Platz für Tempo und Ordnung sorgen, sinnvoller.

Absolut kontraproduktiv ist auch die Greenfee-Politik der meisten deutschen Golfclubs. Diese belegen Spieler ohne den richtigen DGV-Ausweis freudig mit Strafzöllen – wenn sie diese denn überhaupt auf den Platz lassen. Dass so mancher Spieler dann einfach grundsätzlich dem Club fernbleibt (und dieser dann überhaupt kein Geld sieht) und diese Aufschläge auch keine tolle Strategie sind, um potentielle Neumitglieder zum Beitritt zu begeistern, merken die Verantwortlichen dabei nicht.

Wie es richtig geht, sieht man in den USA oder in Schottland. Letzteres immerhin das Mutterland des Golfsports. Dort wurde ich bislang kein einziges Mal nach einem DGV-Ausweis, einer Platzreife oder meinem Heimatclub gefragt. Stattdessen musste ich nur die Greenfee über den Tisch schieben – und ab ging es auf den Platz. Ein Chaos gab es deshalb nicht auf den Fairways oder Grüns.

Immer wieder beschweren sich Funktionäre und Clubs über Fern- bzw. Auslandmitgliedschaften. Warum manche Leute diesen Weg wählen, wird dabei nie hinterfragt. Dabei liegt der Grund auf der Hand: Viele Clubs bieten keine vernünftige Alternativen an. Wenn einer mal eine kostengünstige Handicap-Führung ohne volles Spielrecht und mit leicht ermäßigter Greenfee im Programm hätte, gäbe es alleine aus meinem erweiterten Bekanntenkreis jede Menge Interessenten.

Ziel des DGV und der Clubs sollte eigentlich sein, nicht den Sport, sondern den Zugang zum Sport einfacher zu gestalten. Der Weg zum Platz darf nicht zum Hürdenlauf werden. Clubs sollten nicht abschrecken, sondern zum Spielen einladen.

Es ist mir ein Rätsel, warum der DGV nicht einmal seine prall gefüllte Geldschatulle öffnet und zusammen mit den Kommunen eigene 9-Loch-Plätze errichtet. Diese Public Courses sollten nicht nur günstige Greenfees für Jedermann anbieten, sondern auch Schulen und klassischen Sportvereinen, die Möglichkeit zum Spielen bieten. Weiterhin könnte der Verband einen Premium-Course bauen, der als Austragungsort für Profi- und wichtige Amateurturniere taugt. Vielleicht sogar für den Ryder Cup.

Im GJ-Dossier findet sich übrigens auch ein sehr gutes Interview mit dem PR-Agenturinhaber Mirko Lange. Hier wird wunderbar Klartext gesprochen. Golf habe noch immer das “Schickimicki”-Image, einen Kaymer-Effekt gebe es nicht, dafür aber ein riesiges Kommunikationsproblem. Volksnah ginge anders, lautet ein Fazit. Recht hat der Mann.

Ziemlich peinlich ist allerdings, dass nur ein paar Seiten weiter Alois Hartl zu Wort kommen darf. Dieser ist Präsident des Golf Resort Bad Griesbach, gern gesehener Anzeigenkunde und laut Golf Journal ein Herr, der “maßgeblich zur Popularisierung des Golfsports in Deutschland beigetragen hat”. Hartls Statements beweisen mir das Gegenteil.

Der bayrische Zampano freut sich darüber, dass bald 25 Prozent der Bevölkerung über 60 sein werden – und damit neue Kundschaft kommt. Außerdem wünscht er sich mehr Sozialprestige für den Sport und festlichere Siegerehrungen. Regeln seien nicht wichtig, an die halte sich schließlich eh niemand. Und warum so wenig junge Menschen Golf spielen, das weiß Herr Hartl auch: Es gibt halt keine Hüttengaudi wie beim Skifahren.

Vielleicht sollte mal jemand dem Alois sagen, dass er ganz maßgeblich Teil unseres Problems ist.

BUNKER

Real McCoy: Warum wir alle Budersand spielen sollten

 
 “Your eyes can deceive you; don’t trust them.” 
Obi Wan Kenobi in “Star Wars”

Man merkt manchmal erst wie blind man war, wenn einem die Augen geöffnet werden. Eine Runde in Budersand auf Sylt kann diesen bewusstseinserweiternden Effekt haben. Zumindest durfte ich diese Erfahrung machen.

“Ihr Deutschen”, sagte gestern mein Flightpartner James Ellis und schüttelte mitleidig den Kopf. “Immer wollt ihr die Bälle schön hoch schlagen.” Der schottische Greenkeeper dürfte Recht haben. Ich hatte gerade vier Löcher lang miterlebt wie traumhafte Eisenschläge meinerseits auf Höhe der Fahne landeten – nur um dann erbarmungslos vom Grün zu rollen. “Links-Kurse spielt man anders”, sagte James.

Echte Links-Kurse wie Budersand spielt man tatsächlich anders. Ständig pustet einem der extreme Wind die Bälle in alle Himmelsrichtungen, die welligen Fairways sowie Grüns sind knochenhart und Topfbunker freuen sich über regen Besuch. Wer es hier mit 08/15-Golf versucht, der stirbt in Schönheit.

In Budersand braucht es viel Strategie, Punches mit den langen Eisen, zehn Meter lange Putts vom Vorgrün, flache Pitch-Shots mit dem Eisen 7 oder 8 und manchmal nicht einmal am Par-5 einen Driver. Hier spielt man nicht nur gegen das Wetter, sondern auch mit ihm. Man benötigt viel Gefühl und Gespür, um den richtigen Schläger, die richtige Landezone und den richtigen Schlag auszuwählen.

“Links-Golf ist das ursprüngliche Golf”, sagte James. Man kämpft mit der Natur und genießt gleichzeitig deren raue Schönheit. 

Mich hat die gestrige Runde wieder daran erinnert, wie variantenreich Golf ist. Und sie hat mir aufgezeigt, wie eindimensional mein Spiel in den vergangenen Jahren geworden ist. Ich wollte die Bälle immer nur hoch und schön schlagen. Damit ist jetzt erst einmal Schluss.

PS: Auf meiner zweiten Runde traf ich an Loch 3 zwei sympathische Burschen mit bayrischem Akzent. Sie kamen im Kart angerauscht und sagten, sie hätten auf dieser Bahn abgebrochen. Wegen des Regens. Sie ließen mich durchspielen und setzten dann ihre Runde fort. Ich hätte ihnen einen schottischen Flightpartner gewünscht …

Zwei Bilder von Budersand gibt es auf My Private Golfporn zu sehen. Weitere werden folgen.

Loch 15 oberhalb des Abschlags  und kurz vor dem Grün.

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Die unglaubliche Story des Mike Reeder

Mike Reeder verlor beide Beine im Vietnam-Krieg und sitzt seitdem im Rollstuhl. 1988 fing er mit dem Golfen an. Jetzt spielte er St. Andrews und kegelte eine lockere 79 auf dem Old Course. ESPN E:60 begleitete den Mann bei seiner Mission. Natürlich wird dabei dick aufgetragen, aber das ist in diesem Fall voll in Ordnung. Denn die eigentliche Geschichte ist nicht die 79 (ich kenne einige Behinderte, die geniales Golf spielen), sondern wie Reeder den letzten Wunsch seines besten Freundes erfüllte. Ein wirklich großartiger Moment.

Ich hatte Pipi in den Augen.

 

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St. Andrews: Bald Ringelpietz mit Abschlagen?

Aufgepasst, meine Damen! Der altehrwürdige St. Andrews Golf Club nimmt Sie vielleicht demnächst in seine Reihen auf.  Seit 168 Jahren haben in dem schottischen Golfclub Frauen nur bedingt Zutritt, das könnte sich jetzt ändern. Darüber stimmen die Mitglieder der Nur-für-Männer-Institution im kommenden Monat ab.

Grund für den Sinneswandel ist ein britisches Gleichstellungsgesetz aus dem Jahre 2010, das die Cluboberen ziemlich in Wallung bringt. Irgendwie haben die Jungs festgestellt, dass Frauen jetzt auch offiziell Menschen sind – und vielleicht sogar Rechte haben. Zumindest auf dem Papier.

Mehrere Szenarien, die den Mitgliedern jüngst in einem Brief vorgestellt wurden, stehen den Verantwortlichen derzeit zur Auswahl. Eine Möglichkeit besteht darin, das weibliche Geschlecht komplett aus dem Clubleben zu verbannen. Diese Idee findet aber nur wenig Gefallen. Genauso wie der Gedanke, die Members Lounge den Gastspielern zu verwehren. Das sei nicht so schön für die Atmosphäre. Bleibt noch Türchen Nummer 3: Frauen erhalten vollen Zugang – und werden auch als Mitglieder akzeptiert. Auch nicht super, aber immerhin gesetzeskonform.

Mehr dazu kann man beim schottischen The Courier lesen.

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Matchplay: Donald Trump vs. Drogendealer

US-Tycoon Donald Trump hatte bislang schon genug Ärger beim Bau seines 750-Millionen-US-Dollar-Golfresorts nahe Aberdeen in Schottland. Jetzt scheint es auch noch mit der Nachbarschaft des Trump International Golf Links rapide bergab zu gehen. Ein Mann namens Jason McAllister möchte direkt nebenan eine große Hundezucht aufziehen. Trump hat natürlich schnell geklagt, schließlich soll das ständige Gejaule und Gekläffe nicht seinen Resortgästen auf den Zeiger gehen. Was Trump jedoch nicht wusste, als er seine Anwälte aufhetzte: McAllister ist eine lokale Unterweltgröße.

Der Hundefreund ist als berüchtigter Heroindealer bekannt und wurde deshalb auch 2003 zu einer zehnjährigen Gefängnisstrafe verurteilt. Sein älterer Bruder Derek verschwand aus dem gleichen Grund für zwölf Jahre im Knast. Weiterhin galt Jason McAllister lange Zeit als Großbritanniens schnellster Temposünder nachdem er mit knapp 250 Stundenkilometer geblitzt wurde.

Das kriminelle Bruderpaar bezeichnete sich lange Zeit als vom Gesetz “unantastbar.” Für den Rest des Clans scheint dieses Attribut noch zu gelten: Vier McAllisters (darunter Jasons Vater) wurden damals ebenfalls wegen des Heroindeals angeklagt – und freigesprochen.

Das Architekturbüro, dass für den Bau der Hundezucht verantwortlich zeichnet, bestätigte, dass es sich um ein Projekt des verurteilten Schwerverbrechers handelt. “It’s definitely the same guy. I don’t think Mr Trump knows who Jason is”, lautete das Statement eines Sprechers der Firma.

Via Daily Record.