Archiv der Kategorie: Real McCoy

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Real McCoy: Alk, Drogen, Stoke Park Country Club

Die Reise stand unter keinem guten Vorzeichen. Irgendwas zwickte schon ganz früh morgens in Hamburg in meinem Rücken. Im Flieger wurde es noch schlimmer. Als ich nach der Landung am Airport Heathrow ins Taxi stieg, konnte ich mich kaum noch bewegen. Hexenschuss. Die Muskulatur machte loddar-artig dicht.

Es folgte eine dem üblichen Verkehrsinfarkt geschuldete einstündige Fahrt, die vom Flughafen durch die wunderhässliche Londoner Vorstadt Slough führte. Der Taxifahrer nutzte dann auch noch meine geistige und körperliche Unbeweglichkeit aus und stellte mir 70 britische Pfund in Rechnung. Totaler Nepp.

Für einen kurzen Moment dachte ich, dass ich völlig umsonst nach Buckinghamshire gekommen war. Doch dann blickte ich in stark gebückter Haltung vom Hotelzimmer auf den ersten Abschlag des Stoke Park Country Clubs – und mein Kämpferherz erwachte. Ich musste hier einfach Golf spielen. Weiterlesen

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Real Mccoy: Golfpark Fehmarn

She’ll make point five past lightspeed. She may not look like much, but she’s got it where it counts, kid. I’ve made a lot of special modifications myself. – Han Solo in “Star Wars”

Eigentlich soll man ja keine Geheimtipps geben. Sonst sind diese logischerweise irgendwann nicht mehr geheim. In diesem Fall muss ich aber eine Ausnahme machen. 1.) Ich möchte mit möglichst vielen Gleichgesinnten auf diesem wunderbaren Golfplatz ein paar Runden drehen. Und 2.) muss man den Golfpark Fehmarn einfach mal richtig derbe loben. Die haben es sich dort redlich verdient! Weiterlesen

Loch 10: Schwieriges Par-5 mit wenig Platz für den Drive.

Real McCoy: Trump International Scotland

Loch 10: Schwieriges Par-5 mit wenig Platz für den Drive.

Vergangene Woche habe ich ja bereits auf Spiegel Online versucht, ein etwas “größeres Bild” des Trump International Scotland zu zeichnen - eines, das auch Nicht-Golfer verstehen. Jetzt ist es mal an der Zeit, ein wenig ins Detail zu gehen.

Fangen wir mit dem Negativen (abseits des furchtbaren Besitzers) an: Die Driving Range ist keine Schönheit, der Golfpark Weidenhof in Pinneberg hat einen schickeren Trainingsacker. Natürlich gibt es Freibälle zum Wegknüppeln, doch statt einer feudalen Titlist-Pyramide findet sich hier lediglich eine Schicht Taylormade. Da hatte ich eindeutig mehr erwartet – insbesondere wenn man  normalerweise vorher 150 britische Pfund (Wochenende: 200 Pfund) für 18 Loch bezahlen muss.

Wichtiger als das standesgemäße Einspielen ist auf dem Platz – und der ist brandneu. Das bringt natürlich auch ein paar Nachteile mit sich. So werden derzeit die Fairways noch regelmäßig heftig gesandet (um das Gras zum Wachsen zu motivieren), punktuell mit schaumigen Dünger bearbeitet (was aus der Entfernung betrachtet aussieht,  als würden dort 200 Bälle verteilt liegen) und die Grüns sind noch nicht annähernd so schnell wie sie wohl mal sein sollen. Sie sind grottenlangsam.

Das Personal war durchgängig freundlich und hilfsbereit. Allerdings war es auch ziemlich jung – was manchmal mit einer gewissen Naivität einherging und aus meiner Erfahrung nicht immer hilfreich im ruhigen Umgang mit verwöhnten Gästen ist. Aber wahrscheinlich ist die Aberdeener Jugend günstig zu haben – und man könnte Trump (aka “The Donald” wie ihn mein Taxifahrer immer nannte) für diese Jobinitiative auch loben.

Einen Caddie habe ich mir nicht gegönnt. Die stressen mich eigentlich immer mehr als das sie mir helfen. Nichtsdestotrotz gibt es sie: Sie kosten 45 Pfund plus Trinkgeld und machen in ihren schicken Leibchen eine ganz gute Figur. Private Trolleys sind nicht erlaubt – für 10 Pfund gibt es Leihgeräte mit Elektromotor.

Das Clubhaus ist ein provisorisches Clubhaus. Auch hier hält sich das Feudale ein wenig in Grenzen und findet sich hauptsächlich in den Preisen des Pro-Shops (zwei Pfund für eine Handvoll Tees) und des Mini-Restaurants wieder. Wer übrigens vorhat, bei seinem Besuch in letzterem zu speisen, der sollte möglichst rechtzeitig reservieren. Der Platz ist hier doch arg überschaubar.

Die Umkleiden sind ebenfalls winzig. Schränkchen, Pinkelbecken und Latrinen sind in einem Raum untergebracht. Wenn sich mehr als drei Leute gleichzeitig in die Klamotten schmeißen wollen, wird es schon schwierig. Duschen habe ich übrigens nicht gesehen.

Irgendwann soll es ein neues Clubhaus geben – wann das kommt, weiß jedoch nur Trump persönlich.

So, nun aber zum Platz. Der ist großartig. Und zwar nicht nur von der Optik, sondern auch vom Spielspaß. Jedes Loch hat fünf verschiedene Abschläge (gelb, blau, weiß, grün und rot – für Profis wird dann schwarz aufgemacht) und der Starter macht “einen Vorschlag”, von welchem man den Kurs in Angriff nehmen sollte. Wir durften von den blauen Tees (73.8/140)  ran, und das war eine gute Empfehlung.

Insgesamt fand ich das Layout (Architekt: Dr. Martin Hawtree) fair, aber anspruchsvoll. Die designierten Drive-Landezonen waren bis auf wenige Ausnahmen (z.B. Loch 10) sehr geräumig gestaltet. Da die Fairways nicht allzu wellig sind, hält sich das Perfekter-Abschlag-und-trotzdem-ins-Rough-gesprungen-Syndrom angenehm zurück. Wer allerdings tatsächlich mal extrem nach links oder rechts verzieht, der hat ein großes Problem: das hohe Gras in den Dünen ist die Hölle. Rettung gibt es meist keine. Deshalb mein Ratschlag (und der, der Caddies): Provisorischen Ball spielen und sich das Suchen schenken.

Der zweite Schlag erforderte immer ein ordentliches Maß an Längenkontrolle, da hier häufig die Topfbunker ins Spiel kommen. Beim Angriff auf das Grün gilt, dass man lieber zu kurz als zu lang ist, denn auch hier lauert das Rough direkt dahinter.

Natürlich spielt auch das schottische Wetter eine nicht unerhebliche Rolle. Während meines Golfausflugs pustete der Wind jedoch nicht aus allen Rohren und es regnete nur für zwei Löcher. Da ging es eigentlich ganz gut voran. Bei Sturm würde ich allerdings keine Runde auf dem Trump International Scotland empfehlen – würde ich aber auch nicht für andere Linkskurse.

Zum Schluss noch mal kurz meine Lieblingslöcher:

Loch 3: Malerisches Par-3 mit direktem Strandzugang. Unglaublich schön, unglaublich schottisch. Ein ordentlicher Hook und man kann die Badehose einpacken.

Loch 4: Das schwierigste Loch des Kurses: ein schickes Par-5 mit vielen Topfbunkern auf dem Weg zum Grün und einem kleinen Bach auf der rechten Seite.

Loch 6: Birdie. ‘Nuff said.

Loch 7: Risk and Reward – ein Par-4 zum Angreifen. Herrlich.

Loch 10: Ein Par-5 mit Meerblick: Extrem schmales Fairway, traumhafte Aussicht auf die Nordsee, harter zweiter Schlag. Genial.

Loch 12: Längenkontrolle, Längenkontrolle, Längenkontrolle. Das Par-4 ist pure Strategie. Macht Spaß. 

Loch 13: Mal wieder ein extrem hübsches Par-3.

Trostloses Einspielen.

Mehr Bilder gibt es unter My private Golfporn und auf Spiegel Online.

BUNKER

Real McCoy: Warum wir alle Budersand spielen sollten

 
 “Your eyes can deceive you; don’t trust them.” 
Obi Wan Kenobi in “Star Wars”

Man merkt manchmal erst wie blind man war, wenn einem die Augen geöffnet werden. Eine Runde in Budersand auf Sylt kann diesen bewusstseinserweiternden Effekt haben. Zumindest durfte ich diese Erfahrung machen.

“Ihr Deutschen”, sagte gestern mein Flightpartner James Ellis und schüttelte mitleidig den Kopf. “Immer wollt ihr die Bälle schön hoch schlagen.” Der schottische Greenkeeper dürfte Recht haben. Ich hatte gerade vier Löcher lang miterlebt wie traumhafte Eisenschläge meinerseits auf Höhe der Fahne landeten – nur um dann erbarmungslos vom Grün zu rollen. “Links-Kurse spielt man anders”, sagte James.

Echte Links-Kurse wie Budersand spielt man tatsächlich anders. Ständig pustet einem der extreme Wind die Bälle in alle Himmelsrichtungen, die welligen Fairways sowie Grüns sind knochenhart und Topfbunker freuen sich über regen Besuch. Wer es hier mit 08/15-Golf versucht, der stirbt in Schönheit.

In Budersand braucht es viel Strategie, Punches mit den langen Eisen, zehn Meter lange Putts vom Vorgrün, flache Pitch-Shots mit dem Eisen 7 oder 8 und manchmal nicht einmal am Par-5 einen Driver. Hier spielt man nicht nur gegen das Wetter, sondern auch mit ihm. Man benötigt viel Gefühl und Gespür, um den richtigen Schläger, die richtige Landezone und den richtigen Schlag auszuwählen.

“Links-Golf ist das ursprüngliche Golf”, sagte James. Man kämpft mit der Natur und genießt gleichzeitig deren raue Schönheit. 

Mich hat die gestrige Runde wieder daran erinnert, wie variantenreich Golf ist. Und sie hat mir aufgezeigt, wie eindimensional mein Spiel in den vergangenen Jahren geworden ist. Ich wollte die Bälle immer nur hoch und schön schlagen. Damit ist jetzt erst einmal Schluss.

PS: Auf meiner zweiten Runde traf ich an Loch 3 zwei sympathische Burschen mit bayrischem Akzent. Sie kamen im Kart angerauscht und sagten, sie hätten auf dieser Bahn abgebrochen. Wegen des Regens. Sie ließen mich durchspielen und setzten dann ihre Runde fort. Ich hätte ihnen einen schottischen Flightpartner gewünscht …

Zwei Bilder von Budersand gibt es auf My Private Golfporn zu sehen. Weitere werden folgen.

Loch 15 oberhalb des Abschlags  und kurz vor dem Grün.

The Rambler rules the Sea

Real McCoy: Sundowner auf dem Golfplatz Lutzhorn

Er ist tatsächlich einer meiner Lieblingsplätze in Deutschland: der 18-Loch-Kurs in Lutzhorn. Zugegeben, die Anlage in der Wallachei nahe Elmshorn genießt nicht den besten Ruf bei uns in der Gegend. Die Grüns seien scheiße, die Fairways ungepflegt und das Publikum sei auch nicht das beste, heißt es allgemein. Die würden ja jeden auf den Platz lassen und dementsprechend würde der Acker auch aussehen.

Nun ja. Die Grüns gewinnen wirklich keine Schönheitspreise und die Bahnen könnten mal ein wenig häufiger gemäht werden. Das stimmt. Außerdem würde den Bunkern ein wenig frischer Sand gut stehen. Tja, und das Publikum? Zu denen gehöre ich. Lutzhorn ist einfach der absolut beste Platz, wenn man mit seinen Graugolfer-Freunden problemlos eine entspannte Runde spielen möchte. Denn es stimmt: Hier darf jeder auf den Abschlag – auch ohne DGV-Ausweis mit Hologram. Und das ist auch verdammt gut so.

Schlimme Hacker, die sich wie Mitglieder der hunnischen Golfnationalmannschaft aufführen und den Platz verwüsten, sind mir hier noch nicht begegnet. Dafür aber eine Menge Typen in Jeans und T-Shirt, die auch mal auf der Runde ein kaltes Bier trinken. Oder  ein paar Neueinsteiger wie meinen Cousin samt Kumpels, die eine richtige Runde spielen wollen, ohne gleich irgendwo Mitglied sein zu müssen. Entspanntes Feierabend-Golf halt. Der Preis für das Vergnügen ist sowieso unschlagbar:  20 Euro kostet eine Runde nach 16 Uhr an Wochentagen. 35 Euro ist der Standardtarif (WE 45 Euro bzw. 25 Euro ab 16 Uhr).

Außer der entspannten Club-Attitüde und dem extrem günstigen Preis gibt es allerdings einen noch viel besseren Grund, um nach Lutzhorn zu fahren: das Coursedesign. Bahn Nummer 1 zählt wohl zu den schwierigsten Eröffnungen der Region (angeblich hat Darren Clarke hier den Ball mal aufs Grün gedrivet) und die Löcher 10, 11 und 12 sind ein Triptychon des schmuddeligen Golfporns. Die drei Bahnen verlaufen idyllisch rund um einen Baggersee – und sind spielerisch eine Wucht. Darüberhinaus gibt es zahlreiche Löcher, die dank enger Fairways, blinder Schläge und klitzekleiner Grüns  richtig Laune bringen. Natürlich gibt es auch ultra-langweilige Bahnen (2,3, 16-18), die so gar nix zu bieten haben. Aber die haben ja auch die meisten anderen Clubs im Programm.

Das inoffizielle Clubhaus der Sundowner ist übrigens auch nicht schlecht: der Burger King an der A 23, Ausfahrt Tornesch. Bier gibt es an der Tanke nebenan. Weltklasse.

Anbei ein paar Bilder meiner vergangenen Runde mit den lieben Kollegen und dem Rambler (Abbruch wegen Dunkelheit an Loch 15, die Grüns waren tiptop). Fast alle liebevoll mit der iPad-App Instagram verschandelt. Ich mag sie trotzdem.

Loch 12, Par 4: Der Drive muss über den See. Der Rambler hat die Tigerline.
Loch 8, Par 4: Ein klitzekleines Grün mit Hang nach hinten.
Loch 1, Par 4: Extrem schmales Grün. Links, rechts, vorne, hinten – alles scheiße.

 

Loch 4, Par 3: Vom Abschlag knapp 200 Meter bis zur Grünmitte. Da darf man auch mal im Bunker liegen.
Loch 10, Par 4: Eigentlich eine einfache Angelegenheit. Wenn da nicht der See rechts und das Aus links wäre.
Loch 11, Par 3: Zur Abwechslung mal ein riesiges Grün.
Loch 13, Par 5: Blaue Stunde ganz ohne Instagram.
Hier kreuzen Bahn 13 und 14: Nach Loch 15 war aufgrund der Dunkelheit dann Schluss.