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Screenshot Sky Deutschland

BMW Championship: The Ultimate Marketing Machine

Screenshot Sky Deutschland
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Ich mochte die BMW Championship in der vergangenen Woche. Spannend war es (fast) bis zum Schluss und große Namen tummelten sich an der Spitze des Leaderboard. Dazu fand ich den Kampf um Platz 30 im FedEx-Ranking und damit um das letzte Ticket zum Tour-Finale in Atlanta auch nicht so uninteressant. Eine Sache ging mir aber im Laufe der Übertragungen gewaltig auf den Zeiger: BMW.

Die Automobilbauer aus Bayern haben als Titelsponsor anscheinend einen ausgefuchsten Deal mit der PGA Tour oder nutzen in den USA einfach nur ziemlich clever ihre Macht als Premium-Anzeigenkunde. Egal wie sie es geschafft haben: Die TV-Bilder des Turniers waren ein Marketingtraum – zumindest für die Marketingabteilung von BMW. Es war eine Golfversion der Pro7-Wok-WM.

Ich bin ja vieles gewohnt: Ein Auto als Hole-in-One-Belohnung, das gut sichtbar hinter der Teebox steht, adrette Stewardessen mit Regenschirm, das Logo des Sponsors an den Abschlagsmarkierungen oder auf den Caddie-Westen. Alles in Ordnung. Selbst an das unsägliche Kurzinterview mit irgendeinem Vize-Präsidenten des jeweiligen Titelsponsors habe ich mich gewöhnt. Aber BMW hat in den vergangenen vier Tagen den Vogel abgeschossen.

An Bahn 17 wurde die Motorhaube eines BMW fester Bestandteil der Übertragung und mit der Einblendung des Leaderboard gab es den Slogan der Münchner “The Ultimate Driving Machine” noch umsonst dazu. Die Hole-in-One-Karre wurde für mein Befinden ebenfalls extrem häufig gezeigt – und die Lobrede des Kommentators auf das Gefährt war eine klare Bewerbung um eine Testfahrt. Das kein Grün in einem BMW-Autohaus lag, grenzte schon an einem kleinen Wunder.

Höhepunkt der Werbeveranstaltung war jedoch der aufwändig produzierte Einspieler, in dem BMW-Nordamerika-Boss Ludwig Willisch über das gute Tun des Unternehmens schwadronieren durfte. Die zwei BMW-Filmchen auf dem offiziellen Youtube-Kanal der PGA Tour (siehe unten) wirken dagegen wie kritischer Journalismus.

Natürlich haben Titelsponsoren ein Recht darauf, dass ihre Marke ins Bild kommt – in diesem Fall wurde aber für mein Gefühl eine Grenze überschritten. BMW wurde regelrecht inszeniert und Teil des Spektakels. Und auch aus Marketingsicht halte ich die Penetranz und Penetration der Bayerischen Motorenwerke  nicht für besonders clever. In meinem Fall löst die Marke BMW seit dem Wochenende negative Gefühle aus: Als ich heute am frühen Morgen in mein Auto stieg, dachte ich für einen kurzen Moment, die Windschutzscheibe sei von Schüco.

Screenshot Sky Deutschland
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Golf Time: Die beste Überschrift aller Zeiten

Es muss in einem Anflug von Selbsterkenntnis geschehen sein: Die aktuelle Titelzeile könnte das Golfmagazin “Golf Time” nicht besser beschreiben. Auf der furchtbaren Internetseite des Brunnthaler-Blattes wirkt diese noch stärker. Noch peinlicher. Und noch treffender.

Vielleicht hat ja der ehemalige “Golfpunk”-Chefredakteur Götz Schmiedehausen, der nun als Vizechef der “Golf Time” agiert, vergessen auf den Titel zu schauen. Oder der Brunnthaler-Oskar selbst hat sich die Zeile ausgedacht und keiner hat sich getraut, dem Meister der Münchner Bussi-Golfszene zu sagen, dass das keine gute Idee ist.

Egal. Irgendwie passt’s schon. Schade ist nur, dass mir die unendliche Zeile der Weisheit erst jetzt ins Auge gesprungen ist. Könnte daran liegen, dass ich das Blatt sonst nur mit der Kneifzange anfasse.

(Screenshot golftime.de)
(Screenshot golftime.de)

 

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Tiger Woods – Everybody’s Asshole

“Die Geier kreisen schon!” Wann immer ein fliegender Vogel in Großaufnahme während eines PGA-Turniers gezeigt wird, besteht eine 90-prozentige Chance, dass irgendeiner der TV-Kommentatoren dieses gut abgehangene Witzchen vom Stapel lässt. Diese Woche hat der bärtige Spruch jedoch zum ersten Mal seine Berechtigung. Die Geier kreisen über der Players Championship. Sie alle warten darauf, endlich auf Tiger Woods einzuhacken.

Sex-Skandal, Scheidung, keine Siege und jüngst nun wieder eine Verletzung am Knie. Statt auf Platz Nummer 1 steht der ehemals allmächtige Golfgott auf Rang 8 der Weltrangliste. Tiger Woods ist am Boden. Und da tritt man gerne nach. Zumindest die US-Journalisten wittern Morgenluft beziehungsweise Blut und stürzen sich auf den angeschlagenen Tiger.

Jahrzehntelang waren die Medien vom Wohlwollen Woods abhängig. Dieser sorgte nicht nur für einen Anstieg der Preisgelder auf der PGA Tour, sondern auch für höhere Einschaltquoten, Auflagenzahlen und ein größeres Anzeigenvolumen.  Und der Ausnahmegolfer war sich seiner Ausnahmestellung durchaus bewusst. Wer es wagte, den Tiger zu kritisieren, durfte sich schnell seiner kalten Schulter gewiss sein. Eine Hofberichterstattung war die Folge. Doch die gehört nun der Vergangenheit an.

Man kann den Eindruck gewinnen, dass die US-Sportjournalisten ihm derzeit mit Wonne die Rechnung für all die Jahre der Frohndienste präsentieren. Hätte Woods nach dem Sex-Skandal sofort nahtlos an seine früheren Leistungen anknüpfen können, wäre wahrscheinlich alles wie bisher weitergelaufen. Doch die Erfolge blieben aus.

Seine Aura sei beim Master gestorben, schreibt beispielsweise Cameron Morfit vom GOLF Magazine, der neulich schon das Ende der Karriere Woods prophezeite. Auch Ron Sirak vom GolfDigest glaubt nicht mehr daran, dass die ehemalige Nummer 1 ein weiteres Major gewinnen wird.  Und der schottische Golfjournalist John Huggan lästert über Twitter. Nur eine kleine Auswahl für das Tiger-Bashing, das gerade in Mode kommt und für das nicht mehr viel Mut notwendig ist.

Natürlich ist Woods nicht ganz unschuldig an dem Shitstorm, der ihm gerade ins Gesicht bläst. Diverse PR-Disaster wie sein kläglicher Versuch, die Medien nach dem Sex-Skandal zu kontrollieren, oder das Post-Round-Interview mit CBS-Reporter Bill Macatee beim Masters heizen die Stimmung gegen ihn noch an. Und Woods wird immer dünnhäutiger.

Der Tiger wirkt auf Pressekonferenzen und in Interviews angespannt. Hinter jeder Frage vermutet er anscheinend einen Hinterhalt. Fragen nach seiner Leistung oder Form werden pampig beantwortet. Selbst seine Entourage verliert langsam die Kontrolle, die sie so lange erfolgreich auf die Medien ausgeübt hat.

Woods Schwungtrainer, Sean Foley, flippte diese Woche in einer irischen Radioshow aus und ging Bubba Watson an (Wer es im O-Ton hören möchte, hier der Link zur Show: Tuesday, Part 2, ab 13 Min.). Dieser hatte es gewagt in eine TV-Kamera zu sagen, dass Tiger mental irgendwie auf dem Holzweg sei.

Tigers ausführlicher Twitter-Ausflug (sehr schön von Kiki bei E13 beschrieben) ist wohl als verzeifelter Versuch zu werten, seine Fans zu mobilisieren und die Stimmung wieder zu seinen Gunsten zu kippen. Oder zumindest ein wenig Zuspruch und warme Worte zu ernten.

Fakt ist: Die US-Sportpresse steht bei der Players Championship schon in den Startlöchern, um dem einst über den grünen Klee gelobten Helden wieder einen überzubraten. Sollte Woods erneut im Mittelmaß landen oder den Cut nicht schaffen, ist ihm der Spott gewiss. Sollte Woods allerdings gewinnen … dann ist das eigentlich noch besser. Denn nichts lässt sich so gut verkaufen wie ein ordentliches Comeback.

NACHTRAG: Tiger Woods hat nach 9 Löchern in der ersten Runde aufgegeben. Smithers, lassen Sie die Hunde los!

whatsbag

Ihr geht mir auf den Sack!

What’s in your bag? Diese Frage stellt inzwischen jedes Golfmagazin und jede Golfwebseite irgendwelchen Tour-Pros in Bezug auf ihr Equipment. Ehrlich gesagt: Die Antworten interessieren mich nicht. Ich will nicht wissen, was Luke Donald in seiner Tasche trägt. Oder Jason Day. Oder gar Ricky Fowler. Es ist mir reichlich egal, ob die Jungs mit Callaway, Titleist, Cobra oder Topflite spielen, denn diese Information hat weder einen Mehr- noch einen Unterhaltungswert. Und in vielen Fällen ist das Ganze noch nicht einmal überraschend: Die meisten Profis tragen die Antwort auf ihren lustigen Golfkappen.

Sobald irgendeine Nase ein Turnier gewinnt, wird sofort publiziert, was der Kerl in seinem Bag hatte. Daher weiß ich dank Golf.com nun, dass Heritage-Sieger Brandt Snedeker mit einem TaylorMade Burner SuperFast (10.5°) mit Fujikura Morore F1 2.0-Schaft abschlägt, Bridgestone-Tourstage-GR-C-1-Eisen spielt, ein Bridgestone- (54 Grad) sowie ein Cleveland-Wegde (60 Grad) hat und mit dem Oyssey White Hot XG Rossie seinen Bridgestone B330-S-Ball puttet. Aha. Und nun?

Nun soll man sofort in den Pro-Shop rennen oder im Internet einfach auf den entsprechenden Link klicken und sich den ganzen Scheiß pronto kaufen – schließlich hat Brandt Snedeker damit ein PGA-Turnier gewonnnen. Ergo kann jeder mit all diesen Schlägern und dem Ball auch  Turniere gewinnen. Wer so einen Mist glaubt, der sollte sein gesamtes Golferleben lang mit einem Starterset von Tchibo spielen müssen.

Die “What’s in your bag”-Frage dreht sich nicht um die Golfbags der Tourspieler, sondern um die Brieftaschen der Amateure, denen so das Geld für neues Equipment rausgeleiert werden soll. Nicht nur diejenigen, die schon mal auf einem Turnier der PGA oder European Tour waren und die dicken Trucks von Taylormade, Ping und Konsorten gesehen haben, sollten allerdings inzwischen wissen, dass die Pros nicht mit handelsüblichen Schlägern spielen, sondern über extrem gefittetes Material verfügen.

Snedekers Driver hat mit dem gleichnamigen Modell aus dem Kaufhaus soviel gemein wie Crystal Meth mit einem Päckchen Brausepulver. Nicht zu vergessen, dass Abschläge nicht zwangsläufig gerader werden, nur weil man sich den TaylorMade Burner SuperFast (10.5°) zulegt. Eine Erkenntnis, die manchem Amateurgolfer bislang jedoch nicht gekommen zu sein scheint. Schließlich vergeht kein Turnier, bei dem nicht irgendeiner meiner Mitspieler die Schuld für den Slice beim Driver und nicht bei seinem Schwung sucht.

Mir wäre es lieber, die Golfmedien würden häufiger “What’s on your mind?” fragen, anstatt ständig dieses bescheuerte Marketingspielchen zu veranstalten.

Bleibt abschließend nur noch eine Frage: What’s in my bag (ProAce)? 

Driver:
Nike Sasquatch SQ 460 (10.5 Grad)

Eisen:
Nike Slingshot 0SS 5,6,7,9, PW Stahlschaft (Eisen 8 neulich irgendwo verloren, Eisen 4 an einer Birke vergessen und es gab keinen ehrlichen Finder), Eisen 4 mit Stahlschaft von irgendeinem Billighersteller

Wedge:
No-Name-Lobwedge (60 Grad), für 30 Euro im Lagerverkauf erstanden 

Hölzer:
Bayhill 3, 5, 7 (keine Ahnung wie die genaue Modellbezeichnung ist, waren in meinem allerersten Schlägersatz)

Putter:
Nike OZ 4

Erspielte Preise: Kaffeemaschine (macht 1-A-Latte), Wochenende Robinson Club Fleesensee, Golfschuhe, Rotwein, Rotwein, Rotwein, Schlägerfitting in Dänemark (Gutschein verfallen), diverse Proshop-Gutscheine, Rotwein, Bälle, Handschuh. Und noch mehr Rotwein.

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Kaymer, who the fuck is Kaymer?

Aus den Augen, aus dem Sinn. Kaum hat Lee Westwood nach dem Sieg auf einem eher bescheiden besetzten Turnier der Asia Tour den ersten Platz in der Weltrangliste errungen, entbrennt unter US-Journalisten die Diskussion, wer diese Ehre eigentlich verdient hat. Der Name Martin Kaymer fällt dabei nur selten bis überhaupt nicht. Die meisten Experten finden, dass Luke Donald die Nummer 1 sein sollte. Der war am Wochenende kurz davor, diesen Spot zu erobern, doch Donald verlor beim Hertitage gegen Milchschnitten-Boy Brandt Snedeker im Playoff  - und die Punkte reichten nicht für die Tabellenspitze.

Acht Wochen war Kaymer ganz oben, doch das scheint nicht zu zählen. Nicht einmal der Umstand, dass der Mettmanner dieses Wochenende überhaupt nicht angetreten ist und damit auch keine Punkte für das Ranking sammeln konnte.

Erschreckend ist meiner Meinung nach, welchen schwachen Eindruck Kaymer anscheinend bei der Fachpresse in den USA bislang hinterlassen hat. Ein Grund hierfür ist natürlich das erneute miese Abschneiden beim Masters. Ein anderer könnte die fehlende Präsenz auf der PGA Tour sein. Nichtsdestotrotz: Von den Kollegen in den Vereinigten Staaten hätte ich ein wenig mehr Sachverstand erwartet. Dass Kaymer demnächst wieder auf der Eins stehen könnte, halte ich nicht für abwegig – und schon überhaupt nicht für unverdient.

Hier mal ein Beispiel für die Luke-oder-Lee-oderCharl-aber-Kaymer-nie-gehört-Diskussion.

ballshit

Nike 20XI: Ballshit oder kein Ballshit?

Nike hat das Rad neu erfunden. Und ein Mittel gegen Krebs. Könnte man zumindest annehmen, wenn man sich das Feuerwerk an bedeutungschwangerer Werbung ansieht, dass die Produkteinführung (29. April) des neuen Balles “20XI” begleitet.

Tiger Woods und die anderen Vertragsspieler tragen ja schon seit geraumer Zeit den Namen der neuen Kugel auf ihren Kappen.  Auf der Homepage von Nike Golf wird natürlich noch einiges mehr aufgefahren. Dort läuft im Werbespot ein schwarzer Hengst (oder Stute, keine Ahnung) über den dunklen Golfplatz, macht die Fairways kaputt und sorgt für Überstunden des Greenkeepers. Außerdem erklären einem per Video die Nike-Golfstars, warum die Kugel von Rock Ishii (Nikes Balldesignguru) so unglaublich fantastisch ist.

Das Ei fliegt nämlich tierisch weit vom Abschlag und ums Grün herum lässt sich das Spielgerät ganz toll kontrollieren. Eindeutig Eigenschaften, von denen ich bislang noch nie auf einer Golfballpackung gelesen habe. Der neue Ball freut unter anderen ganz doll Michelle Wie, die sich so etwas doch glatt von Ishii San gewünscht hat. Tiger übrigens auch.

Wissenschaftlich lässt sich dieses Wunder der Technik natürlich auch erklären. Mit tollen Grafiken, technischen Zeichnungen und einem Gummikern, der nicht aus Gummi ist. Oder so. Eine Teflonpfanne ist auf jeden Fall ein Scheißdreck dagegen. Der Nobelpreis ist den Entwicklern sicher.

Was ich mich allerdings die ganze Zeit bei der gesamten Revolution des Golfsports frage ist, mit welcher Innovation uns Nike in 20XII beehrt?

Mein Highlight in diesem Nike-Spot ist übrigens Michelle Wies Wunschkonzert (ab 0:22 Min.) und Stewart Cinks Gesichtsausdruck während der Golfgeek ihm etwas vom Pferd, äh, Ball erzählt.

skylogo

Sky has a Limit

An die von Carlo Knauss mit gedämpfter Stimme verbreitete Totengräberstimmung bei den Golfübertragungen des Pay-TV-Anbieters Sky hatte ich mich ja schon irgendwie gewöhnt. Auch an die erschreckend überflüssigen Interviews des Schürzenjägers Irek Myskow. Die beiden selbstgefälligen Golfpfauen haben nun mal den Unterhaltungswert einer Schweigeminute. Da kann man anscheinend nichts machen – außer vielleicht auf den Originalton zu wechseln. Nichtsdestotrotz hat es der Sender gestern doch tatsächlich geschafft, meinen Spaß an der TV-Übertragung des Masters noch weiter zu reduzieren.

Gefühlt alle fünf Minuten wurde bis zum Ende der Übertragung (1.30 Uhr) ein kleiner Hinweis im linken unteren Eck eingeblendet. “M. Kaymer +6, Leader -7″ stand da und führte einem das Disaster des ersten Turniertages regelmäßig vor Augen. Präsentiert wurde diese Information von Rolex. Letzteres und nicht der Nachrichtenwert war wohl auch der Hauptgrund, warum dieses Ergebnis immer und immer wieder auf dem Bildschirm auftauchte. Es handelte sich wohl um eine Sonderwerbeform, die entweder dem Turnierausrichter (Rolex ist nicht nur Kaymers Sponsor, sondern auch beim Masters aktiv) oder der Sky-Anzeigenabteilung geschuldet war.

Nachtrag: Nach dem zweiten Masters-Tag bin ich mir sicher, dass das ein Anzeigendeal von Sky ist.