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Das neue GolfPunk-Magazin ist da.

GolfPunk-Relaunch: Eine kleine Blattkritik

Das neue GolfPunk-Magazin ist da.

Lange hat es gedauert, jetzt kann man das Teil endlich am gutsortierten Kiosk erwerben: den aus der Asche auferstandenen Phönix der deutschen Golfmagazine – GolfPunk. Und aller dunklen Vorahnungen zum Trotz ist das aus der Konkursmasse des B&D-Verlages gerettete Blatt überhaupt nicht mal schlecht geworden. Ganz im Gegenteil: Es besteht Hoffnung. Der Patient lebt. Auch wenn für Chefarzt Götz Schmiedehausen noch einige Notoperationen  anstehen.

GolfPunk hat keinen einfachen Stand in der hiesigen Presselandschaft. Zum einen ist da die kümmerliche Erscheinungsweise. Ganze sechs Ausgaben (plus dem völlig überflüssigen Buyers Guide) gibt es pro Jahr. Aktualität sieht anders aus. Egal ob Major-Turnier oder Weltrangliste – entweder man kommt viel zu früh oder man ist hoffnungslos zu spät dran.

Zum anderen arbeitet die GolfPunk-Redaktion auf Sparflamme. Aufgrund eines schmalen Budgets stricken dort viel zu wenige Redakteure MacGyver-artig das Heft zusammen. Fertige Texte vom britischen Mutterschiff gibt es nicht mehr. Das GolfPunk-Magazin von der Insel ging Ende 2010 Pleite und musste die Segel streichen. Kein Wunder, dass die ursprünglichen Erscheinungstermine nicht eingehalten werden konnten und die Internetseite stiefmütterlich gepflegt wird.

Nichtsdestotrotz ist das Heft fertig geworden.

Positiv aufgefallen in der ersten Ausgabe 2011  …

… sind die zahlreichen guten Illustrationen und Layouts von Grafiker Tino Mrotzkowski. Beste Beispiele: „Apocalypse Na!“, „Führ‘ mich zum Schotter“ und „Kaymer by numbers“.

… ist die Top 20 des Trash Talks. Herrliche Anekdoten, die bis auf ein paar Ausnahmen noch nicht 999-mal erzählt wurden.

… ist Götz Schmiedehausens Schreibe. Irgendwie mag ich die längeren Texte des GolfPunk-Chefredakteurs. Launig und meine Art von Humor. Bestes Beispiel: „Spielverderber im Golfzirkus“.

… sind die Texte „Die Legende Dave Marr“ von Graeme Hamlett und „Führ‘ mich zum Schotter“ von Linksgolfer-Blogger Rüdiger Meyer. Beide Stücke hätten damals auch gut und gerne ihren Platz in PLOCK! (die älteren Herrschaften werden sich noch erinnern) gefunden. Guter Golfjournalismus … mit einem blöden Nachgeschmack. Aber dazu später mehr.

… sind die Fotos in den Rubriken „GolfJunk“ und dem Text „Schlägertruppe“. Weltklasse abgelichtet.

… ist die Trainerstunde mit Sven Strüver, der einer der wenigen deutschen Tour-Pros mit Ecken und Kanten war ist. Auch wenn er mit der European Tour nur noch wenig am Hut hat, ist der Kerl eine echte Marke. Da verzeiht man auch die Kooperation mit der Carlsberg-Brauerei. Die anderen Techniktipps (Driver vom Fairway, Helikopterschlag aus dem Bunker) mit Jeff Ritter sind ebenfalls nett anzuschauen. Allerdings hätte ich mir hier einen „Zur Person“-Kasten gewünscht. Nicht jeder kennt den US-amerikanischen Trainer.

… ist wie immer der „GolfPorn“. Wunderschönes Bild. Einziger Verbesserungsvorschlag: Einfach mal im Heftplan in der Mitte platzieren, dann kann ich mir das Teil rausklabüstern und im Büro aufhängen.

… sind die Bunkerbabes. Die gibt es nämlich nicht in der neuen Ausgabe. Das Fehlen der fleischgewordenen Herrennachmittagsfantasie ist wohl dem Tod des UK-GolfPunks geschuldet. Für eine eigene Fotoproduktion fehlten anscheinend das Geld und/oder die Frauen, die so einen Scheiß mitmachen. Ein Glück, die Seitenverschwendung hat ein Ende.

… ist mir die Rubrik Planet Golf. Schöne Reisegeschichten (hier als Beispiel mal Colorado). Allerdings geht mir das „Ich, Ich , Ich“ der Autoren manchmal echt auf die Nerven.

Negativ aufgefallen in der ersten Ausgabe 2011  …

… ist das Cover. Ehrlich Leute, wer im Vertrieb etwas reißen möchte, der sollte anständige Titel produzieren. Charl Schwartzel? Ernsthaft? Allein in der Titelzeile „Der coole Südafrikaner überrollt die Golfwelt“ finden sich zwei unglaubliche Übertreibungen. Und das extrem ausgeleuchtete Foto ist mehr als nur Panne. Es sei denn, nur ich schaue beim Driven nie in die Kamera.

… ist die Schwartzel-Story. Der erste Teil des Telefongesprächs mit dem Masters-Siegers liest sich wie ein aus dem Internet zusammengestricktes Tom-Kummer-Interview, der zweite Teil erinnert an Schülerzeitung. Lieblingsfilm? Auto? Lieblingsessen? Sorry, da geht mehr. Auch der „Tiger Dompteur“ im Anschluss des leidlichen Gesprächs ist mehr als nur überflüssig. Eine Nacherzählung des Master 2011? Siehe „Aktualität sieht anders aus.“

… ist die Rubrik „Am ersten Abschlag“. Nur damit ich das richtig verstanden habe: GolfPunk stellt vermeintlich coole Leute vor, die zwar kein Golf spielen, aber wenn sie es täten, dann wäre Golf noch cooler als sowieso. Hä? Lieber echte Golfer vorstellen.

… sind wie immer die bemüht-lockeren Bildunterschriften. Von ganz billig über Pennäler-Humor bis überhaupt nicht lustig war wieder alles dabei. Nur der eigentliche Witz ging verloren.

… ist „Martin Kaymer by numbers“: Die Kunst wie man aus einer ¼-Seiten-Geschichte ganze vier Seiten produziert, nur um ein wenig Mettmann im Heft und auf dem Titel zu haben. Eines der absoluten Lowlights. Allerdings hübsch layoutet.

… ist das Sandra-Gal-Interview. Von Vorspann bis Ende – Götz als hechelnder Fanboy. Meine Lieblingsfrage: „Musik spielt in deinem Leben eine große Rolle, oder?“ Ich habe mich fremdgeschämt. Aber man hat halt nicht immer Sternstunden im Journalistenleben.

… ist der Test „Schlägertruppe“. Mal abgesehen davon, dass ich die Überschrift schon gefühlte hundertmal irgendwo anders gelesen habe, ist das Teil alles andere als ein Glanzstück. Von einem Test erwarte ich Transparenz. Wer testet wie und wo. Entscheidend ist hier das „wie“. Und das fehlt völlig. Dafür findet sich unter „wer“ Jörg Vanden Berge, an den das ganze Testen anscheinend „outgesourced“ wurde. Halte ich nix von.

… sind BMW und Schüco in „Führ‘ mich zum Schotter“. In zwei Infokästen, die wie Fremdkörper in der Geschichte wirken, wird man schön pr-mäßig über die wundervollen Sponsorentätigkeiten dieser beiden Unternehmen aufgeklärt. Passend dazu finden sich im Heft jeweils eine einseitige Anzeige der Firmen. BMW engagiert sich auch auf der GolfPunk-Homepage. Ob man nur Werbekunden pimpern oder im vorauseilenden Gehorsam ein oder zwei Türchen über dessen Sponsoren zu Martin Kaymer öffnen wollte, darüber kann man nur spekulieren.

Fazit: Ich kaufe mir auch die zweite Ausgabe. Luft nach oben ist noch, aber eine ordentliche Fallhöhe ist auch schon da. Deutschland braucht endlich wieder ein anständiges Golfmagazin … und GolfPunk ist auf dem richtigen Weg.