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Warten auf NG360dot

Im Mai 2012 wurde die Nike Golf-App NG360 groß angekündigt. Auch in Deutschland wurden die Pressemitteilungen verschickt – und tatsächlich zeigten sich viele begeistert (ein gutes Beispiel dafür ist der Blogpost von Dennis Born auf golfen-mv.de). Mir ging es ähnlich. Das Ganze hatte nur einen Schönheitsfehler: In Deutschland bzw. in Europa konnte man das Teil nicht runterladen. Und so wartete ich. Und wartete. Und wartete.

Im Juli 2012 schrieb fand ich nach langer Recherche den zuständigen Mann bei Nike Deutschland und fragte mal nach. Die Auskunft war, dass die App für Herbst 2012 geplant ist.

Und der Herbst kam. Und der Winter. Und jetzt der Frühling.

Vorgestern schrieb ich dem netten Mann bei Nike noch einmal. Er meldete sich zurück und überbrachte gute Nachrichten: NG360 wird gerade ausgiebig in Deutschland und Europa getestet. Man ist also – meine Deutung – in der Beta-Phase.

Ehrlich gesagt hatte ich schon befürchtet, dass das Teil überhaupt micht mehr bei uns erscheint. Glück gehabt. Insbesondere, da der Sportartikler in den USA seine Online-Präsenz in Sachen Golf auf ein Minimum eingedampft hat. Die Internetseite ist an Minimalismus kaum noch zu überbieten. Schade eigentlich. Auch wenn ich vieles für Spielerei hielt, war der Oven etc. doch letztendlich recht unterhaltsam. Und auch die Werkstatt-Berichte hatten ihren Mehrwert. Aber vielleicht war McIlroy zu teuer und hat das gesamte Budget gefressen.

Egal. NG360 kommt. Hoffentlich. Ich freu mich.

Darauf:

 

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Der analoge Kaymer

Keine Homepage, kein Twitter, kein Facebook – Martin Kaymer ist online nicht präsent. Abgesehen von einigen Fake-Profilen finden sich keine Spuren des derzeit besten Golfers der Welt in den virtuellen Weiten des Internets. Ein Dialog mit seinen Fans findet nicht statt. Und selbst auf der Webseite seines Managements werden nur veraltete Nachrichten serviert. Professionell ist das nicht, eher provinziell. Doch warum erfüllt Kaymer nicht einmal die Mindestanforderungen an einen Weltklasseathleten im digitalen Zeitalter?

Unter anderem ist wohl das liebe Geld Schuld an der Internetabstinenz. Auch wenn es angesichts der bisherigen Preisgelder und lukrativen Sponsorendeals schwer zu glauben ist: Kaymer ist sparsam. So wurde er erzogen und so lebt er auch. Eine eigene Homepage, die einer Nummer 1 würdig ist, ist nicht billig. Ein Webmaster müsste angestellt werden. Vielleicht sogar ein Redakteur. Doch wofür, denkt man sich wahrscheinlich im Hause Kaymer. Reine Geldverschwendung. Für das, was der 25-Jährige zu sagen hat, lohnt sich der Aufwand schließlich nicht. Und genau da liegt der Hund begraben. 

Für Kaymer ist Dienst Dienst und Schnaps Schnaps. Sein Privatleben geht niemanden etwas an und beim Golfen möchte er nicht gestört werden. Dementsprechend beschränkt sich Kaymers Mitteilungsbedürfnis auf die kurzen Interviews während der Turniere.

Schon früh wurde der Mettmanner von seinem Umfeld vom Rest der (Medien)Welt abgeschirmt. Der Junge sollte sich aufs Golf konzentrieren und nicht irgendwelche Flausen in den Kopf gesetzt bekommen. Die Taktik ging auf. Kaymer ist derzeit  die Nummer 1 der Welt, doch mit dieser herausragenden Position steht er jetzt im Zentrum des öffentlichen Interesses – und das lässt sich eigentlich nicht mehr ausblenden. Er tut es aber.

Während andere Golfstars wie Rory McIlroy, Lee Westwood und Tiger Woods fleißig twittern und ihre Fans mit Futter versorgen, schweigt Kaymer. Es gibt keine Einblicke in sein Tourleben, keine aktuellen Nachrichten von ihm oder Kommentare zu seinen Runden. Er spielt einfach nur Golf. Das muss denen da draußen reichen.

Dabei verpasst er eine gewaltige Chance. Kaymers Image ist, dass er derzeit eigentlich keines hat. Er gibt nichts von sich preis, hat keine Ecken und keine Kanten. Er ist fast langweilig. Für seine Sponsoren wie BMW oder Rolex ist das Bild von Schwiegermutters Liebling natürlich perfekt. Auf Dauer jedoch wirkt es einschläfernd. Damit wird Golf nicht zum Volkssport in Deutschland.

Ein wenig Twittern könnte schon helfen. PGA-Kollege Stewart Cink hat es vorgemacht. Den hielt man auch lange Zeit für nicht besonders aufregend. Das hat sich geändert. Inzwischen beweist der Mann regelmäßig Humor in 140 Zeichen – und antwortet genauso wie zum Beispiel Trevor Immelman oder Ian Poulter auf Fan-Tweets.

Natürlich könnte man annehmen, dass Kaymer tatsächlich langweilig ist, weniger Witz als ein Damenstrumpf hat und einfach nur ein tumber Athlet aus Mettmann ist. Das Gegenteil ist der Fall. Und genau deshalb schmerzt diese totale Kommunikationssperre mit dem Fußvolk.

Kaymer kann von ein wenig mehr Online-Aktivität nur profitieren. Um seine Privatsphäre muss er sich keine Sorgen machen. Er selbst entscheidet, wie viel er von seinem Leben öffentlich machen will. Ein wenig mehr virtuelle Fannähe wäre für beiden Seiten wünschenswert. Kundenbindung nennt man so etwas im Wirtschaftswesen.

Und eine eigene Homepage ist nun wirklich Standard. Das muss ihm doch mal einer sagen, oder?