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Südstaaten-Golf: Knarre im Bag, Georgia on my Mind

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Der coolste Greenkeeper der Welt wohnt in Harlan, Kentucky.

Zehn Tage bin ich im März mit dem Auto durch die US-Bundesstaaten Georgia, Tennessee und Kentucky geeiert. 2000 Meilen habe ich dabei abgerissen, acht große und kleine Städte besucht und neun Geschichten für meinen Arbeitgeber recherchiert. Glücklicherweise habe ich auch ein wenig Golf gespielt – sozusagen als Freizeitausgleich. Hier nun ein paar Reisenotizen aus dem Land der unbegrenzten Golfmöglichkeiten.

    • Wenn ein Golfclub zwei Kurse hat, dann sollte man sich vor dem Abschlag am ersten Tee immer versichern, dass man auch auf dem richtigen Platz ist. Ich habe das bei meinem Besuch im Stone Mountain Park(Georgia) nämlich nicht getan. Dementsprechend stand ich plötzlich ziemlich dumm zwischen zwei Turnier-Flights gequetscht auf Bahn 1 des Lakemont Course herum. Die Reaktion der beiden Typen, die mir folgten, war ziemlich nett: Sie adoptierten mich in ihr Team. Ich dankte es ihnen mit einem 10-Meter-Eagle-Putt, einem schönen Birdie-Chip-in und fast (aber nur fast) einem Hole-In-One. Zum Glück hatte nicht nur ich einen guten Tag, sondern auch meine Gefährten – wir gewannen das Turnier mit einer 62-Scramble-Runde. Also eigentlich ist es doch ganz gut, mal auf dem falschen Platz zu starten.

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      So sehen Gewinner am Stone Mountain aus.
    • So nah und doch so fern: Augusta war mein erster Halt nach der Landung in Atlanta. Natürlich stand ich beim Augusta National Golf Club vor verschlossenen Türen. Dafür stattete ich jedoch den Public Courses Bartram Trail und Forest Hills einen Besuch ab. Lohnt sich. Auch wenn es kein grünes Jackett gibt. Meinen SPON-Artikel zum Augusta-Ausflug kann man hier lesen.
    • Wer seine Schläger in Deutschland kauft, ist selber schuld! Inzwischen bin ich schon Stammgast bei Dick’s Sporting Goods. Die Ladenkette ist eigentlich in allen semi-großen US-Städten zu finden und die Filialen sind mit riesigen Golfabteilungen ausgestattet. Ich legte mir in Atlanta am ersten Morgen ein Standbag von Slazenger, 30 Noodle-Bälle, einen Eisensatz Callaway Diablo Edge und einen Cleveland SL290-Driver zu. Kostenpunkt für das ganze Geraffel: etwas über 500 Dollar.
    • Nicht so unüblich: Südstaatengolfer tragen manchmal auch Schusswaffen im Golfbag. Wegen der Klapperschlangen und so.
    • Wer Kautabak auf der Runde angeboten bekommt, sollte dankend ablehnen.
    • Der coolste Greenkeeper aller Zeiten arbeitet im Harlan Country Club in Kentucky. Ich hab nur zehn Prozent seiner Wortbeiträge verstanden, aber er scheint ein sehr netter Kerl zu sein, der seinen Platz liebt.
    • Lexington in Kentucky ist für mich die windigste Stadt der Welt. Ehrlich. Die Runde im Kearney Hills Golf Club war recht verweht und verwegen. Zum Glück hatte mein Spielgefährte keine Knarre, sondern reichlich Kentucky-Bourbon im Gepäck.
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Who’s your Sugar-Caddie?

Taschenträger müssen nicht immer irgendwelche namenlosen Typen sein. Ein paar nette Beispiele für den etwas anderen Caddie finden sich in dieser kleinen Bildergalerie. Mein Favorit ist der schnauzbärtige Corey Pavin zusammen mit NBA-Star David “The Admiral” Robinson beim Par-3-Contest in Augusta. Aber auch Martin Kaymer ist extrem charmant als Gentlemen-Schlepper für die golfende Damenwelt. Und Nick Faldo mit Perücke ist ebenfalls Gold.

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Tigers wilder Schwung

Keine Balance und trotzdem ein perfekter Schlag. Bei der dritten Runde des Masters verschlug es Tiger Woods’ Ball an der 17.  in den Kiefernmulch. Die ehemalige Nummer 1 ließ sich davon sowie einem extrem tiefhängenden Ast nicht beeindrucken und haute die Kugel trotzdem aufs Grün.  Zur Belohnung gab es ein Birdie.

Golf Digest zeigt eine geniale Fotoserie von J.D. Cuban, die den wilden Schwung des Tigers in seine Einzelteile zerlegt. 

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Tigers schlechtes TV-Benehmen

Waren es die schlechten Fragen und ein schlechter Verlierer? Fakt ist, dass das CBS-Interview direkt nach Tiger Woods Finalrunde beim Masters 2011 eher nicht so nett rüberkam. Brandel Chamblee vom Golfchannel nimmt seinen Journalistenkollegen in Schutz. Und Geoff Shackleford ist ebenfalls der Meinung, dass Tiger ein wenig zu angefressen war. Aber seien wir doch mal ehrlich … die Fragen von CBS-Reporter Bill Macatee gehören doch eher in die Kategorie “Nervig”. Insbesondere wenn man gerade mal wieder nicht das Masters gewonnen hat.

Hier der Stein des Anstosses.

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Malaysian Open: Das Masters vergessen

Bei den Maybank Malaysian Open (2.5 Millionen US-Dollar Preisgeld) treffen in dieser Woche drei Spieler aufeinander, die direkt nach dem Masters einiges aufzuarbeiten haben. Rory McIlroy muss seine furchtbare Finalrunde von Augusta vergessen. Charl Schwartzel muss aus dem Freudentaumel eines Masters-Champion erwachen. Und Martin Kaymer muss zeigen, warum er zu Recht die Nummer 1 der Weltrangliste ist und der verpasste Cut in der vergangenen Woche nur ein Ausrutscher war.

Rory McIlroy, der über Twitter derzeit reichlich gute Laune verbreitet, und Martin Kaymer spielen an den ersten beiden Turniertagen in Kuala Lumpur zusammen mit dem Thailänder Thonchai Jaidee. Schwartzel geht mit seinem südafrikanischen Landsmann und amtierenden Open-Champion Louis Oosthuizen sowie dem Sieger der letztjährigen Malaysian Open, Seung-yul Noh, an den Abschlag.

PS: Wer sich übrigens fragt, warum Kaymer, McIlroy und ein paar andere Topspieler den langen Weg für das Turnier bewältigt haben … es gab wohl stattliche Antrittsgelder, die es locker mit dem Preisgeld für den ersten Platz (288.465 Euro) aufnehmen können.

Hier geht es zur offziellen Turnier-Webseite.

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Als der Witz Wirklichkeit wurde

Charl Schwartzel (aka “the skinny guy” wie ihn einige US-Reporter gerne nennen) hat das US Masters 2011 gewonnen. Birdie, Birdie, Birdie, Birdie auf den letzten vier Löchern sicherten ihm den Sieg. Zuletzt gelang dieses Kunststück Jack Nicklaus (aka “the golden bear”). Herzlichen Glückwunsch!

Rory McIlroy (aka “der irische Pudelkopf” wie ich ihn gerne nenne), der vor dem Finale das Feld anführte, zeigte Nerven und machte sogar während der Runde auf der Suche nach seinem Ball spontane Hausbesuche.

Hier noch mal eine Menge Highlights der letzten Runde als Video.

Hier die traditionelle Green-Jacket-Zeremonie.

Und zum Schluss ein Interview mit dem frischgebackenen Masters-Sieger und die Erklärung für die Überschrift dieses Postings.

By the way, Rory … you are not alone. Ask Greg Norman (aka “the great white shark”).

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No dogs, no women!

Endlich, ein kleiner Skandal während des Masters. Der Reporterin Tara Sullivan verwehrte  nach der dritten Runde ein Wachmann den Zugang zu einem Pressetermin im Umkleideraum der Spieler. Der Rausschmiss wurde damit begründet, dass Frauen im Augusta National Golf Club nix zu suchen haben. Sullivan entging aufgrund dieser Engstirnigkeit ein Interview mit Rory McIlroy, der zu dem Zeitpunkt das Feld anführte.

Der Club hat sich inzwischen für den Vorfall entschuldigt und schiebt alles auf den Wachmann (der ebenfalls eine Frau war), welcher eh nur ausgeliehen war.

UPDATE: Tara Sullivan schreibt über den Vorfall in einer Kolumne.

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Warum ich plötzlich Tiger-Fan bin

Jahrelang konnte ich Tiger Woods nichts abgewinnen. Der Mann war in seiner Perfektion einfach langweilig. Jedesmal wenn die damalige Nummer 1 im Golf einen Schlag versemmelte, freute ich mich deshalb in meinem Kämmerlein darüber. Natürlich folgte im Anschluss an das Missgeschick immer ein Wunderschwung, der alles gerade rückte und letztendlich doch irgendwie zum Turniersieg führte. Fast hätte man annehmen können, Tiger streue solche Fehler mit Absicht ein, nur um dann ordenlich mit seinem Können angeben zu können. Der Mann war die Pest. Eine Art FC Bayern München des Golfsports.

Die Zeiten haben sich geändert. Tigers Ex-Frau kann bestätigen, dass der Kerl alles andere als perfekt ist. Die diversen außerehelichen Affären (von denen angeblich im Medienzirkus PGA Tour keiner was gewusst hat bzw. die niemand gepetzt hat) machen deutlich: Tiger ist tatsächlich auch nur ein Mensch. Und das sieht man inzwischen seinem Golfspiel an.

Seit dem Sexskandal zeigt die Formkurve nach unten, mit den Turniersiegen läuft es nicht so und über die Majors wollen wir gar nicht erst reden. Tiger steckt in der Krise, das wurmt ihn sichtlich. Und genau jetzt erwische ich mich regelmäßig dabei, wie mein Herz für den ehemals besten Golfer der Welt schlägt.

Woods zeigt inzwischen Emotionen jenseits der legendären Tigerfaust. Nach all den Lügen in seinem Leben und der perfekten Marketingshow, lässt der Tiger derzeit tief in sein Seelenleben blicken. Er haut seinen Driver regelmäßig vor Wut in den Abschlag, flüchtet sich in Sarkasmus und lacht selbstironisch laut auf, wenn er mal wieder die Wälder und nicht das Fairway findet. Läuft ein guter Putt knapp am Loch vorbei, dann sieht man ihm die grenzenlose Enttäuschung an. Mir geht häufig genauso wie ihm und deshalb fühle ich mit. Und aus diesem Grund freue ich mich auch über jedes seiner Birdies und  Eagles.

Wenn es nach mir geht, sollte Tiger heute abend das Masters gewinnen. Mit Sicherheit mache ich dann die Tigerfaust in meinem Wohnzimmer.

PS: Falls übrigens jetzt jemand glaubt, ich würde derzeit den schwächelnden FC Bayern München gut finden … großer Irrtum. So schlecht können die überhaupt nicht spielen, dass ich Sympathie empfinde.

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In Treatment: Martin Kaymer

Hinterher ist man immer klüger, aber eigentlich hörte man schon im Vorfeld des Masters die Alarmglocken schrillen. Warum er an seinem Schwung herumgeschraubt hätte, wurde der Noch-Weltranglistenerste vor dem Beginn des Major-Turniers in der offiziellen Pressekonferenz gefragt. Er habe bislang dreimal den Cut nicht geschafft, sagte Kaymer. Irgendwas müsse man ja ändern. Nach der katastrophalen ersten Runde mit 6 über Par wurde er noch deutlicher. Er sei mit seinem Latein am Ende, gab Kaymer im Sky-Interview zu verstehen. Vielleicht könne ihm Bernhard Langer noch einen entscheidenen Tipp geben wie man diesen Platz spielt. Mit einem Lächeln versuchte der Mettmanner dann, seine komplette Ratlosigkeit in Sachen Masters zu überspielen. Vergeblich.

Nach der zweiten Runde (Even Par) ist nun der Cut zum vierten Mal in Folge nicht geschafft. Und schuld ist eindeutig nicht Kaymers Technik. Vielmehr scheint das Scheitern in diesem Jahr ein mentales Problem zu sein. Der Druck, der auf einer Nummer der 1 der Welt lastet, ist damit allerdings nicht gemeint. Kaymer hat Angst vor Augusta National und diese lähmt sein Spiel. So lautet zumindest die Ferndiagnose. Drives, Putts, Eisen ins Grün – dem 26-Jährigen gelang nur selten etwas an den vergangenen zwei Tagen. Andere Profis mit weniger Talent hatten da weniger Schwierigkeiten.

Wenn Kaymer im kommenden Jahr auch am Wochenende in Augusta aufteen möchte, gibt es meiner Meinung nach nur eine Lösung: Er muss den Respekt vor dem Platz und dessen Tücken ablegen. Wenn er schlau ist, dann kehrt in diesem Jahr nicht nur einmal auf den Masters-Kurs zurück. So oft es geht, sollte er in den Privatjet steigen, nach Georgia fliegen und hier spielen. Egal ob mit Freunden, alleine oder den mit Sicherheit hoch erfreuten Clubmitgliedern des Augusta National. Eine Runde auf diesem Golfplatz muss zur Routine und zu einer angenehmen Beschäftigung werden. Nur so verlieren die 18 Löcher ihren Schrecken. Und nur so kann Kaymer mit der nötigen Ruhe und Gelassenheit im kommenden Jahr wieder beim Masters antreten – und mit Sicherheit den Cut schaffen.

Just my two cents.